Alarmierende Raten von Antibiotika-Resistenzen |
Carolin Lang |
02.11.2023 12:00 Uhr |
Dr. Phoebe Williams ist Spezialistin für Infektionskrankheiten und setzt sich für die Eindämmung antimikrobieller Resistenz ein. Auf dem Foto ist sie in Kenia tätig. / Foto: Hamish Gregory
In einer aktuellen Studie hat eine Arbeitsgruppe um Dr. Phoebe Williams von der Universität Sydney Daten aus 86 Veröffentlichungen zu 6648 Bakterienisolaten aus elf Ländern des asiatisch-pazifischen Raums analysiert. Um die Wirksamkeit häufig eingesetzter Antibiotika gegen Bakterien abzuschätzen, die typischerweise schwere Infektionen bei Kindern verursachen, erstellten die Forschenden nach der systematischen Literaturrecherche ein sogenanntes Bayessches WISCA-Model. Die Ergebnisse publizierten sie im Fachjournal »The Lancet South East Asia«.
»Viele der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Antibiotika waren bei der Behandlung von Infektionen im Kindesalter wie Lungenentzündung, Sepsis und Meningitis zu weniger als 50 Prozent wirksam«, heißt es in einer Mitteilung der Universität. Bei Neugeborenen-Sepsis und Meningitis etwa lag die geschätzte Wirksamkeit von Aminopenicillinen bei 26 Prozent und von Gentamicin bei 45 Prozent. Dies sind die von der WHO empfohlenen Erstlinientherapeutika bei neonataler Sepsis. Die geschätzte Wirksamkeit von Cefotaxim beziehungsweise Ceftriaxon – als empfohlene Erstlinientherapeutika bei neonataler Meningitis und Zweitlinientherapeutika bei neonataler Sepsis – lag bei 29 Prozent.
Bei pädiatrischer Sepsis lag die geschätzte Wirksamkeit der Cephalosporine, die hier als Erstlinientherapie empfohlen sind, bei 51 Prozent. Für Carbapeneme wurde die höchste geschätzte Wirksamkeit ermittelt: 81 Prozent bei neonataler Sepsis beziehungsweise Meningitis, 83 Prozent bei pädiatrischer Sepsis und 79 Prozent bei pädiatrischer Meningitis.
Diese Ergebnisse offenbarten alarmierend hohe Resistenzraten gegen die üblicherweise verschriebenen Therapien für neonatale und pädiatrische Sepsis und Meningitis in der asiatisch-pazifischen Region, schreiben die Autorinnen und Autoren. Dies sei besonders besorgniserregend, da die Krankheitsbilder in der Region mit einer erhebliche Morbidität und Mortalität einhergingen.
»Antibiotikaresistenzen nehmen schneller zu, als uns bewusst ist. Wir brauchen dringend neue Lösungen, um invasive multiresistente Infektionen und den unnötigen Tod von Tausenden von Kindern jedes Jahr zu verhindern«, kommentiert Williams. Globale Antibiotika-Richtlinien sollten in Anbetracht der sich rasch entwickelnden Resistenzraten dringend aktualisiert werden, heißt es seitens der Universität.
Die Ungenauigkeit der Abschschätzungen sei groß; vermutlich werde das Problem in dieser Studie eher unterschätzt, führen die Autorinnen und Autoren abschließend an. Es seien solidere, systematisch erhobene und öffentlich zugängliche Daten erforderlich.