Aktionsbündnis fordert E-Rezept-Stopp |
Alexander Müller |
14.03.2024 13:36 Uhr |
Das Aktionsbündnis Patientenversorgung fordert eine Aussetzung des E-Rezepts, bis die aktuellen technischen Probleme behoben sind. / Foto: Adobe Stock/joyfotoliakid
Angesichts der wiederkehrenden Ausfälle bei der Umsetzung des E-Rezeptes sieht das Aktionsbündnis Patientenversorgung die Versorgungssicherheit der Patienten gefährdet. Da das Bundesgesundheitsministerium (BMG) »keinerlei Reaktionen« erkennen lasse, appelliert das Bündnis aus Apothekern, Haus- und Zahnärzten und medizinischen Fachberufen an Bundeskanzler Scholz. »Herr Bundeskanzler, nutzen Sie Ihre Richtlinienkompetenz und stoppen Sie das Experiment E-Rezept bis dieses unfertige IT-Produkt fehler- und unterbrechungsfrei funktioniert.« Die Patientenversorgung werde jeden Tag durch massive Systemausfälle gefährdet. Das habe die mehrheitlich dem Bund gehörende Gematik unlängst selbst bekannt gegeben.
Arztpraxen und Apotheken hätten seit Jahren Arbeitsprozesse in Eigenverantwortung digitalisiert, um Abläufe zu vereinfachen und mehr Zeit für die Patientenversorgung zu haben, so das Aktionsbündnis. Das E-Rezept-Projekt sei aber »von Unzulänglichkeiten und regelmäßig auftretenden Systemausfällen oft über mehrere Stunden geprägt«. Arztpraxen könnten dann keine Rezepte mehr ausstellen und in den Apotheken keine E-Rezepte ausgelesen werden.
Das Aktionsbündniss spricht dem E-Rezept die Marktreife ab. »Jeder IT-Anwender würde solch ein Produkt von seinem Computer wieder löschen und vom Anbieter sein Geld zurückverlangen. Arztpraxen und Apotheken sind keine Beta-Tester für die Gematik«, heißt es in der Mitteilung.
Das Aktionsbündnis Patientenversorgung kündigt zudem an, im Falle weiterer politischer Tatenlosigkeit, kurzfristig wieder auf das Papierrezept umzustellen, um die Versorgungssicherheit für die Patienten wieder herzustellen.
Im Aktionsbündnis sind der Apothekerverband Nordrhein, der Hausärzteverband Nordrhein, der Verband medizinischer Fachberufe und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte zusammengeschlossen.
Bereits am Dienstag hatte der Deutsche Apothekerverband (DAV) die häufigen Ausfälle kritisiert. »Das ist ein inakzeptabler Zustand, der sofort gelöst werden muss«, so der DAV-Vorsitzende Hans-Peter Hubmann. Er rief das Ministerium als auch die Gematik dazu auf, die Arzneimittelversorgung über das E-Rezept-System wieder zu stabilisieren.
Entsprechende Forderungen kamen auch aus mehreren Landesverbänden. Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV), teilt den Ärger vieler Apothekerinnen und Apotheker, wenn es wieder einmal Störungen bei der E-Rezept-Bearbeitung gebe. Die Patienten verließen in solchen Fällen die Apotheke oftmals in der Annahme, die Apotheke trage die Schuld an dem Problem. »Viele dieser Kundinnen und Kunden sehen wir dann nie wieder, weil sie meinen, ihre Apotheke arbeite unzuverlässig. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern ein effektiver Imageverlust und auch ein wirtschaftlicher Schaden für die einzelne Apotheke«, so Zambo.
Der Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, Thomas Dittrich, sagte: »Wir können unsere Patienten so nicht sicher versorgen, zudem entsteht den betroffenen Apotheken auch ein enormer wirtschaftlicher Schaden durch diese Ausfälle.« Er kritisierte zudem, dass es bislang keine verlässliche Zusage gebe, dass Apotheken aufgrund technischer Fehlfunktionen des E-Rezeptes nicht auf den Kosten der Arzneimittel sitzen bleiben. Auch eine verbindliche Regelung, wer die wirtschaftliche Verantwortung der zahlreichen Ausfälle übernimmt, fehlt dem SAV-Vorsitzenden.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.