Affen haben keine Zahnbürste – und kein Karies |
Ab und zu mal etwas Obst, sonst eine pflanzenbasierte Ernährung: Affen können dank einer zahnfreundlichen Ernährung auf Zahnbürsten verzichten, ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Primaten. / Foto: Getty Images/Seregraff
Die Ernährung hat nach Angaben des Dresdner Zahnmediziners Professor Dr. Johan Wölber einen wesentlichen Einfluss auch auf die Zahngesundheit. Denn übermäßiger Zuckerkonsum schädige zuallererst die Zähne. Allein in Deutschland würden 98 Prozent der Menschen unter Karies leiden, 50 Prozent der Erwachsenen unter Parodontitis. »Und das, obwohl 95 Prozent der Menschen regelmäßig Zähneputzen«, sagte Wölber, Professor für Parodontologie am Universitätsklinikum Dresden und rät zu einer »Zuckerentwöhnung«. Wölber verweist auf zahlreiche Studien. Probanden, die vier Wochen auf Zucker verzichteten, zeigten ein geringeres Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen.
Nach den Worten von Wölber ist schon seit gut 100 Jahren bekannt, dass Zucker Karies verursacht. Der Zahn sei zwar die härteste Struktur des Körpers, die einzige Achillesferse für den Zahn sei aber Säure. Denn damit könnten Mineralien herausgelöst werden. Bakterien nutzten Zucker zur Herstellung der Säuren.
Nach Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation solle ein Mensch pro Tag nicht mehr als 25 Gramm Zucker zu sich nehmen, tatsächlich seien es im Schnitt in Deutschland aber rund 100 Gramm. Auch Zahnfleischentzündungen würden mit Zuckerkonsum zusammenhängen. Wegen der artgerechten Ernährung gebe es bei Wildtieren viel seltener Probleme mit der Zahngesundheit.
»Letztendlich geht es um eine Ernährung wie sie ursprünglich, evolutionär für uns vorgesehen war – keine industriell verarbeiteten Lebensmittel, saisonales Obst und Gemüse, kein Zucker aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben, sondern nur solcher, der in Obst und Früchten natürlicherweise vorkommt, Vollkornprodukte, kaum Fleisch, eine pflanzenbasierte Vollwertkost«, erklärte der Parodontologe.
Dabei sei es nicht das Ziel, bei vollwertiger Ernährung die Zahnbürste aus dem Badezimmer verschwinden zu lassen, sondern durch eine angepasste Ernährung die Gesundheit zu fördern und Krankheiten zu vermeiden. Als Superfood für gesunde Zähne empfahl er unter anderem Blaubeeren, Gemüse, Obst und Grünen Tee.
Der Experte plädiert für Maßhalten bei Genussmitteln. Wer von Montag bis Samstag gesund lebe, könne sich am Sonntag auch mal ein Stück Kuchen leisten. Letztlich habe man es selbst in der Hand, die Gesundheit (nicht nur die der Zähne und des Zahnfleisches) durch eine falsche Ernährung negativ zu beeinflussen. Wölber ist Gründungspräsident der unlängst ins Leben gerufenen deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaft für Ernährungszahnmedizin.