Ärztekammer gegen Cannabis-Legalisierung |
Melanie Höhn |
04.03.2025 12:48 Uhr |
Die Ärztekammer Schleswig-Holstein kritisiert insbesondere, dass Online-Anbieter dafür genutzt werden, um medizinisches Cannabis per Rezept für den Konsum in der Freizeit zu erhalten. / © IMAGO/Smith
Die Ärztekammer Schleswig-Holstein fordert die Rücknahme der Cannabis-Legalisierung. Auch die Union möchte Cannabis am liebsten wieder komplett verbieten. Ob sie sich mit dieser Forderung durchsetzen kann, ist allerdings fraglich. Selbst die Gewerkschaft der Polizei (GdP) möchte nicht zur Prohibition zurück.
Die Ärztekammer kritisiert insbesondere, dass Online-Anbieter dafür genutzt werden, um medizinisches Cannabis per Rezept für den Konsum in der Freizeit zu erhalten, berichten die »Tagesschau« und der NDR. Die Online-Anbieter säßen oft im Ausland und würden mit ausländischen Ärztinnen und Ärzten zusammenarbeiten, die die Rezepte ausstellen. Auch ein persönliches Gespräch zur Anamnese fehle häufig.
»Die Forderung von unserer Seite an die Politik ist, dass es nicht online bestellt werden darf. Außerdem muss es vorher einen persönlichen Patienten-Arzt-Kontakt geben«, erklärte Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, gegenüber »Tagesschau« und NDR. Es müsse zudem sichergestellt werden, dass für Cannabis nicht geworben werden dürfe. »Cannabis muss aus sicherer Quelle an Konsumenten weitergegeben werden«, sagte Hermann.
Seit April vergangenen Jahres ist in Deutschland der nicht-medizinische Cannabiskonsum für Volljährige mit zahlreichen Beschränkungen legal. Erlaubt ist der Anbau von bis zu drei Pflanzen in Privatwohnungen. Aufbewahren darf man bis zu 50 Gramm Cannabis. Zudem ist es nicht-kommerziellen »Anbauvereinigungen« mit Lizenz erlaubt, gemeinschaftlich Cannabis für den eigenen Konsum anzubauen.
Die Verschreibung von Cannabis-Produkten sei seit der Legalisierung 40 Prozent gestiegen, zitiert der NDR das Zentrum für Integrative Psychiatrie am UKSH Lübeck. Laut deren Suchtmedizinern führe regelmäßiger Cannabis-Konsum bei einem Drittel der Menschen zu Suchtproblemen. Zudem hat sich laut Bundesinstitut für Arnzeimittel und Medizinprodukte (BfArM) der Import von medizinischem Cannabis innerhalb eines Jahres vervierfacht. Im vierten Quartal 2024 seien fast 32 Tonnen medizinisches Cannabis nach Deutschland importiert worden.
Laut eines Selbstversuches des NDR Schleswig-Holstein sei die Bestellung von medizinischem Cannabis »problemlos zugestellt« worden, ohne vorher eine Ärztin oder einen Arzt konsultiert zu haben.
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