Ärzte wollen Taten sehen, Pharma-Importeure warnen |
Bereits seit Monaten stehen Apothekerinnen und Apotheker häufig vor leeren Schubladen – jetzt schlugen angesichts anhaltender Lieferengpässe erneut auch Ärzte sowie Pharma-Importeure Alarm. / Foto: Fotolia/2Design
Es sei dringend geboten, einer Gefährdung von Patientinnen und Patienten durch die seit Monaten anhaltende Mangellage entgegenzuwirken, teilte die Ärztekammer am Wochenende in Hannover mit. Fast 500 Meldungen zu Lieferengpässen von Arzneimitteln dokumentiere die Datenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) derzeit – dies sei ein großes Risiko für die Patientensicherheit.
»Sind bestimmte Medikamente nicht verfügbar, können den Patientinnen und Patienten in bestimmten Fällen nur Ersatzpräparate angeboten werden, die eventuell weniger wirksam sind, aber bisweilen auch nicht vertragen werden«, warnte Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker.
Bei einzelnen Wirkstoffen gebe es zudem keine Alternativen. Vor allem Antibiotika, Krebs- und Herz-Kreislauf-Medikamente sind den Angaben zufolge von den Engpässen betroffen. Versorgungsengpässe drohten daher den Behandlungserfolg von Patientinnen und Patienten zu gefährden. Die Delegierten der Kammerversammlung forderten inbesondere transparente Lieferwege. Außerdem sollten Produktionsstätten in Europa gefördert sowie Reserven aufgebaut und vorgehalten werden.
Auch die Arzneimittelimporteure warnen vor einer Knappheit an Medikamenten etwa gegen Krebs, Hepatitis C oder bei HIV. Hintergrund sei eine Regel, wonach Hersteller ab Mai den Krankenkassen für bestimmte Mittel einen zusätzlichen Rabatt von pauschal 20 Prozent einräumen müssten, sagte der Vorstand der Arzneimittel-Importeure Deutschlands, Jörg Geller, der Funke-Mediengruppe. Der Abschlag für so genannte Kombinationstherapien ist Teil des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes.
Viele Unternehmen würden ihre Produkte dann nicht mehr in Deutschland anbieten, wurde der Verbandsvertreter zitiert. »Es geht dabei nicht um Fiebersäfte, die eher bei trivialeren Erkrankungen eingesetzt werden, sondern vor allem Medikamente für neuere Krebstherapien.«
Einige Hersteller brächten knapp werdende Medikamente eher in Märkte, in denen sie höhere Erträge erlösten. »Die Krankenkassen sind im Rahmen ihrer Rabattverträge nicht bereit, genug dafür zu bezahlen«, kritisierte Geller. Der Wunsch des Gesetzgebers, Kosten zu sparen, sei größer, als die Menschen mit »hochinnovativen Produkten« zu versorgen.