Ärzte wollen Apotheken entlasten – per Dispensierrecht |
Cornelia Dölger |
08.10.2025 13:45 Uhr |
Ein Dispensierrecht für Ärzte würde die Prozesse in den Praxen »deutlich vereinfachen«, heißt es von einem Ärzteverband. / © Imago/Westend61
Dass Apotheken laut den Reformplänen mehr Befugnisse, etwa bei der Arzneimittelabgabe, bekommen sollen, sorgt seit dem Tag, als Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Eckpunkte vorstellte, für Empörung im Medizinerlager. Mit Kritik und Warnungen vor angeblich gefährdeter Patientensicherheit hielten sich die Verbände nicht zurück, zuletzt forderte der Hausärztinnen und -ärzteverband Westfalen-Lippe im Gegenzug ein Dispensierrecht für Ärzte.
Als unmittelbare Reaktion auf die Reformpläne will dies auch der Medi-Verband Baden-Württemberg durchsetzen. Der fachübergreifende Ärzteverband kritisiert die Absicht der Bundesregierung, den Apotheken mehr Kompetenzen zu übertragen, und fordert stattdessen das Dispensierrecht für Niedergelassene im Bereitschaftsdienst und Notdienst.
Der Verbandsvorsitzende Norbert Smetak betont: »Mit einem Dispensierrecht könnten wir unsere Patientinnen und Patienten schneller und direkter versorgen – insbesondere in ländlichen Regionen. Gleichzeitig würden wir die Apotheken entlasten. Das wäre eine sinnvolle und praxisnahe Kompetenzverlagerung.«
Stefan Reschke, stellvertretender Sprecher des Nachwuchsprogramms Young MEDI und niedergelassener Hausarzt, ergänzt: »Wenn Apotheken künftig Medikamente verordnen dürfen, muss im Gegenzug auch das Dispensierrecht für Praxen gelten. Das darf keine Einbahnstraße sein.« Viele Arzneimittel seien derzeit nicht lieferbar, was zu einem »ständigen Abstimmungsaufwand mit Apotheken und Patientinnen und Patienten« führe. Ein Dispensierrecht für Ärzte würde Reschke zufolge die Prozesse »deutlich vereinfachen«.
Die Reformpläne verfehlen nach Ansicht des Verbands ihre Ziele. »Es kann nicht sein, dass Apotheken künftig eigenverantwortlich Medikamente verordnen und damit einen wesentlichen Teil ärztlicher Behandlung übernehmen – ohne die Patientinnen und Patienten sowie deren medizinischen Befunde zu kennen. Das ist vielleicht gut gemeint, entlastet aber weder die Praxen noch verbessert es die Versorgung.« Stattdessen sollten die Praxen durch Bürokratieabbau, die Entbudgetierung und eine mehr Digitalisierung entlastet werden.