Spezifisch erworbene Kompetenzen seien nicht ohne Weiteres auf andere Fachberufe derselben Branche zu übertragen, kritisieren die Medizinerverbände. / © Getty Images/Chatchai Limjareon
Die Ärzteschaft meint, dass das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit dem geplanten Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) Apothekerinnen und Apothekern neue Leistungen zugesteht, die jenseits von deren Qualifikation lägen. Ein ganzer Block aus Fachverbänden – der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ), der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI), die Bundesärztekammer (BÄK), der Hartmannbund, der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der Marburger Bund, der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) sowie der Virchowbund – stemmt sich kurz vor dem geplanten Kabinettstermin gegen solche Pläne.
In einer gemeinsamen Presseerklärung fordern die Verbände: »Von diesem Gesetzentwurf profitieren weder die Apothekerschaft noch die Ärzteschaft – und erst recht nicht unsere Patientinnen und Patienten. Wir fordern das Kabinett auf, jetzt die Notbremse zu ziehen und keine faulen Kompromisse zulasten der Versorgung einzugehen.«
Dass Approbierte eine hohe fachliche Qualifikation besitzen, bestreite niemand – allerdings profitiere auch niemand von der geplanten »völlig unsystematischen Übertragung ärztlicher Kompetenzen auf Apotheken«. Im Gegenteil würden die Maßnahmen »weder die Apotheken stärken noch die Versorgung verbessern«. Vielmehr sei die Konsequenz, dass dadurch mehr Arztkontakte generiert würden – also das Gegenteil von dem erreicht werde, was das BMG will.
Spezifisch erworbene Kompetenzen seien nicht ohne Weiteres auf andere Fachberufe derselben Branche zu übertragen, kritisieren die Verbände. Eben dies glaube das BMG aber offenbar. Es liege falsch damit. Die Patientensicherheit sei in Gefahr, »wenn Apothekerinnen und Apotheker am Tresen ohne ärztlichen Befund Antibiotika ausgeben oder anlasslose Tests durchführen können«.
Auch dass Apotheken mehr impfen sollen, führe am Ziel vorbei. Der Plan sei am Ende nichts als eine »Pseudo-Stärkung«, da die zusätzlichen Impfangebote »weder sinnvoll noch gewollt« seien. Mithin sei der Reformentwurf »nichts weiter als der Versuch, unreflektiert ärztliche Kompetenzen auf Apotheken zu übertragen – mit gravierenden Folgen für die Qualität der Patientenversorgung«.