Der Hartmannbund wünscht sich innovative Funktionen für die elektronische Patientenakte (ePA). / © Adobe Stock/bongkarn
Die elektronische Patientenakte (ePA) wird als Meilenstein der Digitalisierung im Gesundheitswesen betrachtet. Doch der Hartmannbund spricht jetzt von einer schleppenden Einführung und klagt, dass der erhoffte Nutzen für Ärztinnen, Ärzte sowie Patientinnen und Patienten bislang ausbleibe.
Die neue Patientenakte führt nach Angaben des Ärzteverbandes bereits zu Ernüchterung im Versorgungsalltag. »Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem das Abwägen aller Eventualitäten hinter die Geschwindigkeit der Umsetzung treten sollte«, betont Moritz Völker, Vorsitzender der jungen Ärztinnen und Ärzte und Mitglied des Vorstands des Hartmannbundes. Jetzt brauche es eine konsequente Umsetzung, entsprechende Module und Ideen lägen längst vor.
Laut Völker müsse der Mehrwert der ePA jetzt erkennbar werden. Dazu müssten die bisher unzureichende Funktionalität ein Upgrade bekommen. Es brauche Innovationen und Lösungen, die bisherige Kommunikations- und Arbeitsweisen revolutionieren.
»Stillstand gefährdet die Glaubwürdigkeit der Digitalisierung als Ganzes – ›machen‹ wäre ein Lichtblick«, sagt Völker. Im Praxisalltag biete die ePA derzeit kaum Vorteile. Sie sei in ihrer jetzigen Form vor allem eine digitale Ablage analoger Prozesse und drohe damit zu einem unsortierten Archiv zu werden. »So wird die ePA ein Datenfriedhof, der weder in der Versorgung noch in der Forschung wirklich genutzt werden kann«, mahnt der Mediziner. Die ePA müsse sich zu einem intelligenten Versorgungswerkzeug entwickeln: »interoperabel, mit offenen Standards und anwenderzentriert«, teilte der Hartmannbund mit.
Laut dem Ärzteverband brauche es neben der automatischen Integration von Laborbefunden, Bildgebung und Medikationsplänen auch eine einfache Darstellung von Verläufen und Kumulativbefunden, ergänzt durch Trenddarstellungen und unkomplizierter Suchfunktion. Perspektivisch wünschen sich die Mediziner außerdem KI-gestützte Analysen. Zusätzlich sollten Notfalldaten wie Diagnosen, Allergien und aktuelle Medikation jederzeit einsehbar sein.
Die ePA solle die Praxen aktiv unterstützen, etwa durch Warnhinweise bei Wechselwirkungen oder erforderlichen Dosisanpassungen. Das schaffe wirklichen Mehrwert in der Versorgung. »Für Patientinnen und Patienten braucht es eine übersichtliche Oberfläche und einfache Zugänge, sowie präventive Empfehlungen anhand der bestehenden oder sich abzeichnenden Diagnosen. Diese Innovationen müssen parallel in die laufende Einführung der ePA integriert werden.«, heißt es.
Für den Hartmannbund ist es ein nicht akzeptables Ärgernis, dass die ePA zurzeit de facto ausschließlich im ambulanten Bereich Anwendung findet. Neben dem Nachjustieren der Klinikgeschäftsführungen, brauche es dringend Bewegung von Softwareherstellern. »Denn nur wenn die technische Basis stimmt, kann die ePA im Versorgungsalltag den versprochenen Nutzen tatsächlich entfalten und alle Leistungserbringer einbinden. Dazu gehört auch ein gewisser Grad an Datenharmonisierung, welchen die Gematik von den Leistungserbringern einfordern sollte«, so der Ärzteverband.
Die jungen Ärztinnen und Ärzte des Hartmannbundes fordern daher, die Weiterentwicklung der ePA spürbar zu beschleunigen und regulatorische Hürden für Innovationen zu reduzieren. Die Gematik sollte dabei auch auf Leistungserbringer zugehen und Datenharmonisierung vorantreiben, etwa in der Labordiagnostik. »Mit der ePA 3.0 ist der Grundstein gelegt – jetzt müssen die nächsten Schritte entschlossen folgen und dürfen nicht in einem digitalen Kompromiss enden«, fordert der Hartmannbund. Man wolle den beteiligten Akteuren gern beratend zur Seite stehen.