Ärzte fahren Versorgung runter |
Jennifer Evans |
17.11.2023 12:00 Uhr |
Seit dem 15. November geht den Ärzten nach und nach das Budget für die vertragsärztliche Versorgung aus. Laut KBV werden ab dann im Schnitt rund 10 Prozent der Untersuchungen und Behandlungen nicht mehr vergütet. / Foto: imago images/Westend61
Beim »Zero Pay Day – Beginn der unbezahlten Jahreszeit für Ärztinnen und Ärzte« handelt es sich um eine Aktion, mit der die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zusammen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) auf den drohenden Praxenkollaps aufmerksam machen will. Ziel ist es, den Gesetzgeber zum Handeln aufzurufen.
Wie die KBV in ihrem Newsletter mitteilte, stellt das Datum 15. November natürlich nur einen Durchschnittswert dar. »Wann genau die Budgets erschöpft sind, hängt von Standort und Fachrichtung ab«, heißt es. Und sie weist ausdrücklich darauf hin, dass Leistungen wie Früherkennungsuntersuchungen, Impfungen oder ambulante Operationen damit nicht gemeint sind. Diese liefen extrabudgetär und würden somit ohne Mengenbegrenzung zum festen Preis vergütet.
In Nordrhein beispielsweise blieben demnach am »Zero Pay Day« in vielen Praxen die Telefone still. Ein Aktionsbündnis bestehend aus mehr als 30 Berufsverbänden hatte KBV-Angaben zufolge dazu aufgerufen, an diesem Tag die Versorgung herunterzufahren.
Die Situation der ambulanten Versorgung sei kritisch, so der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister. »Die Praxen versorgen 578 Millionen Fälle im Jahr. Dabei leidet der ambulante Bereich an chronischer Unterfinanzierung.« Das werde nicht mehr lange gut gehen, prophezeite er. »Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht schnell verbessern, droht der Praxenkollaps.«
Es sei an der Zeit, mit einer tragfähigen Finanzierung die faktischen Minusrunden der Praxen zu beenden. »Vor allem aber ist es höchste Zeit für ein Ende der Budgetierung, damit auch Praxen endlich für alle Leistungen bezahlt werden, die sie erbringen«, forderte Hofmeister.
Jede zehnte ärztliche Leistung werde nicht bezahlt, betonte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. »Wenn die Praxen das täten, was die Politik per Gesetz vorgibt, dann müssten 10 Prozent an Untersuchungen und Behandlungen entfallen«, sagt er. In der Konsequenz müsse die KBV dazu raten, Leistungen gesetzeskonform einzuschränken, so Gassen.