Ärzte-Dachverband: dm verkauft »trügerische Sicherheit« |
»Medizinische Diagnostik und Vorsorgeuntersuchungen müssen in ärztlicher Verantwortung bleiben, kommerzielle Drittanbieter ohne medizinische Zulassung dürfen keine Gesundheitsleistungen anbieten«, schreibt der SpiFa. / © imago/Arnulf Hettrich
Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) fordert angesichts der dm-Offensive bei Diagnose- und Präventionsleistungen »eine klare gesetzliche Regulierung«. Drogeriemärkte seien keine Arztpraxen, Diagnostik gehöre ausschließlich in ärztliche Hände, schreibt der Verband. »Medizinische Diagnostik und Vorsorgeuntersuchungen müssen in ärztlicher Verantwortung bleiben, kommerzielle Drittanbieter ohne medizinische Zulassung dürfen keine Gesundheitsleistungen anbieten.«
Der Verband sieht durch die Angebote medizinische Standards in Gefahr. »Die angebotenen Tests setzen auf KI-gestützte Auswertungen, deren Verfahren und Standards weder einheitlich geregelt noch fachärztlich überprüfbar sind.« Dies berge das Risiko sowohl von falsch-positiven als auch von falsch-negativen Ergebnissen, die zu großer Verunsicherung bei den Patientinnen und Patienten führen könne.
Zusätzlich würden die Arztpraxen unnötig belastet. Denn auffällige Befunde müssten fachärztlich geprüft werden. »Am Ende werden Kosten ausgelöst, die weder das System entlasten, noch die Versorgung verbessern – sondern schlicht zusätzlichen Schaden anrichten«, kritisiert der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dirk Heinrich.
Die Fachärzte vermuten zudem, dass es dem Konzern in erster Linie um eine Verkaufsförderung gehe. »Im Übrigen scheinen all diese Angebote vorwiegend Marketinginstrumente zu sein, um anschließend unnötige Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen«, so Heinrich.
Hier müsse nun der Gesetzgeber eingreifen, so die Forderung. Medizinische Diagnostik und Vorsorgeuntersuchungen müssen in ärztlicher Verantwortung bleiben. Auf die bei dm angebotenen Augen- und Hautttests hatten schon separat die Fachverbände der Augen- beziehungsweise der Hautärzte mit Skepsis bis Entsetzen reagiert. Auch in der Politik sieht man den Vorstoß nicht ohne Besorgnis.