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Hirnforschung

Adipositas korreliert mit weniger Grauer Substanz

Bei Menschen mit starkem Übergewicht kann das Gehirn in bestimmten Bereichen geschrumpft sein. Das berichten britische Forscher in der Online-Ausgabe des Fachmagazins «Neurology». Es sei allerdings bisher unklar, ob das Übergewicht die Hirnveränderungen auslöse oder ein verändertes Gehirn die Entstehung von Übergewicht begünstige.
AutorKontaktdpa
Datum 10.01.2019  10:10 Uhr

Dass starkes Übergewicht ein Wegbereiter für zahlreiche Krankheiten sein kann, steht außer Frage. Auf der Liste der Krankheiten stehen Diabetes, Gelenkschäden, Kreislauferkrankungen und Atembeschwerden. Unklar ist bislang aber, ob und wenn ja, in welchem Ausmaß überflüssige Pfunde auch eine Gefahr fürs Gehirn darstellen. Hinweise darauf hatten Forscher in der Vergangenheit in mehreren Studien gefunden. So zeigte 2017 eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, dass Fettleibigkeit wichtige Hirn-Netzwerke beeinträchtigen und das Alzheimer-Risiko erhöhen kann. Bereits 2010 hatte eine US-Studie ergeben, dass Adipositas das biologische Altern des Gehirns beschleunigt.

Britische Forscher um den Sportmediziner Mark Hamer von der Loughborough-Universität untersuchten nun, wie sich Übergewicht speziell auf die Graue Substanz im Hirn auswirkt. Diese «Substantia grisea» setzt sich vor allem aus Nervenzellkörpern zusammen und ist eine wesentliche Komponente des Zentralnervensystems. Im Gegensatz dazu besteht die Weiße Substanz aus Nervenfasern, welche die verschiedenen Areale des Hirns miteinander verbinden.

«Die Forschung hat eine Schrumpfung des Hirns mit einem Verfall des Gedächtnisses und einem erhöhten Risiko für Demenz in Verbindung gebracht», fasst Hamer in einer zur Studie veröffentlichten Mitteilung zusammen. «Unklar war bislang aber, ob zusätzliches Körperfett die Gehirngröße schützt oder schädigt.»

Schlechte Nachricht für Apfeltypen

Für die Studie werteten die Forscher Daten von 9652 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren aus. Sie ermittelten den Body-Mass-Index (BMI) der Teilnehmer, also das Verhältnis ihres Körpergewichts zur Körpergröße. Von den Teilnehmern galten knapp 19 Prozent als adipös: Sie hatten einen BMI von 30 und mehr. Allerdings ist der BMI in den vergangenen Jahren durchaus in die Kritik geraten, da selbst Menschen mit viel Muskelmasse oder einer höheren Knochendichte durch die reine Fokussierung auf das Gewicht einen sehr hohen BMI haben können.

Die britischen Mediziner bezogen daher zusätzlich den Körperfettanteil und den Taille-Hüfte-Quotienten (THQ) in ihre Analyse mit ein. Bei Frauen gilt ein THQ von 0,8 oder kleiner als gesund, bei Männern liegt der Wert bei 0,9 oder darunter. Der Quotient trifft auch eine Aussage darüber, ob man mehr ein Apfeltyp ist, das Körperfett sich also zum größten Teil um die Taille befindet, oder ein Birnentyp mit Fettpolstern vor allem um Hüfte, Po und Oberschenkel: Apfeltypen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Diabetes sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Ferner wurden die Teilnehmer zu ihrer Gesundheit befragt.

Per Magnetresonanztomographie bestimmten die Forscher dann die Gehirnvolumina für die Graue und Weiße Substanz und bezogen hier auch Faktoren ein, die Einfluss auf das Gehirnvolumen nehmen können, wie das Alter, körperliche Aktivität, Rauchen und Bluthochdruck.

Das zentrale Ergebnis: Menschen, die sowohl einen hohen BMI als auch einen hohen THQ hatten, verfügten über ein geringeres Volumen an Grauer Substanz als diejenigen mit einem normalen THQ. Konkret stellten die Wissenschaftler fest, dass die 1291 Teilnehmer mit einem hohen BMI und einem hohen THQ mit durchschnittlich 786 Kubikzentimetern das geringste Volumen an Grauer Substanz aufwiesen. Im Vergleich dazu betrug dieser Wert bei den 3025 Menschen mit einem normalen Gewicht 798 Kubikzentimeter. Die 514 Teilnehmer mit einem hohen BMI, aber einem normalen THQ verfügten durchschnittlich über 793 Kubikzentimeter Graue Substanz. Bei der Weißen Substanz waren hingegen keine Unterschiede feststellbar.

Ähnliche Resultate hatten japanische Mediziner bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht, die sich in ihrer Arbeit indes auf die Auswirkungen von leichtem Übergewicht konzentriert hatten. «Obwohl unsere Studie herausgefunden hat, dass Fettleibigkeit, vor allem in der Körpermitte, mit einem geringeren Volumen an grauer Substanz im Gehirn zusammenhängt, bleibt unklar, ob Anomalitäten in der Hirnstruktur zu Fettleibigkeit führt oder ob Fettleibigkeit diese Veränderungen im Hirn bewirkt», schränkt Mark Hamer, Autor des aktuellen Fachartikels, ein.

Ein Nachteil ihrer Studie sei auch, dass nur 5 Prozent der eingeladenen Personen an der Untersuchung teilgenommen hatten und diese im Schnitt gesünder waren als die, die sich gegen eine Teilnahme entschieden hatten.

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