Adexa fordert »Fantasie und Mut« von Arbeitgebern |
Cornelia Dölger |
30.04.2024 15:40 Uhr |
Wenn es um mehr Geld für die Apothekenangestellten geht, soll sich die Arbeitgeberseite nicht darauf zurückziehen, auf schlechte Rahmenbedingungen für die Apotheken zu verweisen, das fordern die Adexa-Vorstände Andreas May und Tanja Kratt. / Foto: Adexa/Angela Pfeiffer
Wenn es um mehr Geld für die Apothekenangestellten geht, soll sich die Arbeitgeberseite nicht darauf zurückziehen, auf schlechte Rahmenbedingungen für die Apotheken zu verweisen. Mit dieser Forderung reagiert die Apothekengewerkschaft Adexa darauf, dass die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter (TGL) Nordrhein jüngst erklärt hatte, letztlich könne nur mehr Geld im System die stockenden Tarifverhandlungen wieder ans Laufen bringen. »Nur mit dem Verweis auf die Politik kann sich die TGL nicht aus der Verantwortung stehlen«, so Tanja Kratt, Leiterin der Adexa-Tarifkommission, zur PZ.
Es gebe mehr Stellschrauben, an denen man drehen könne und solle. Angesichts der wirtschaftlich herausfordernden Lage vieler Apotheken müsse die Arbeitgeberseite »Mut und Fantasie entwickeln«, so Kratt. TGL-Chef Constantin Biederbick hatte gestern gegenüber der PZ betont, dass es in den Tarifverhandlungen ohne positive Signale aus Berlin für beide Parteien »keine Perspektive« gebe, sich in ihren Forderungen anzunähern.
Die Adexa fordert für die Apothekenangestellten in Nordrhein 11,5 Prozent mehr Gehalt, die Arbeitgeber halten das für »realistisch nicht umsetzbar«. Über die stockenden Verhandlungen hat die PZ berichtet. Derzeit dauern die Gespräche zwischen Adexa und den Arbeitgebern an. Für das Tarifgebiet Nordrhein verhandelt die Gewerkschaft mit der TGL, für das Bundesgebiet außer Sachsen mit dem ADA – Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken. In Sachsen gilt seit Januar 2023 ein eigener Tarifvertrag.
Eine Blockade verschlechtere auch die Nachwuchssituation und treibe noch mehr Fachpersonal in andere Branchen, warnte Kratt heute. Sie wies wie zuletzt Ende vergangenen Jahres darauf hin, »dass die Apotheken in Nordrhein ja nicht schlechter dastehen als in den umgebenden Kammerbezirken, aber bei den Tarifgehältern schon zuletzt hinterhergehinkt sind«.
10,5 Prozent mehr Gehalt fordert die Gewerkschaft bundesweit für Apothekenangestellte (ausgenommen Nordrhein und Sachsen). Hierzu ließ ADA-Chef Thomas Rochell seinerzeit gegenüber der PZ verlauten, dass die wirtschaftliche Schieflage vieler Apotheken bei solchen Verhandlungen immer mit eingepreist werden müsse: Von Annäherungen der beiden Tarifparteien hört man derzeit nichts.
Dafür machte die Adexa im März mit einem Vorschlag von sich reden, der das BMG in die Gehaltsfragen mit eingemeindete. Per gesetzlicher Personalzulage für Apothekenangestellte in Höhe von 80 Cent pro abgegebener Rx-Packung könne mehr Geld ins System kommen, so der Vorstoß. Damit sollen mindestens 10 Prozent mehr Gehalt sichergestellt werden. Der Vorschlag liegt beim BMG. Eine Antwort darauf hat die Gewerkschaft aber noch nicht bekommen, erklärte Adexa-Vorstand Andreas May heute gegenüber der PZ. Bevor der Referentenentwurf für die Apothekenreform vorliegt, wird es demnach auch keinen Gesprächstermin mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geben.