Adexa feiert 70. Geburtstag |
Juliane Brüggen |
09.09.2024 18:02 Uhr |
Mit 120 Gästen – Mitglieder, Aktive, Team und Gäste aus dem In- und Ausland – feierte Adexa das 70-jährige Bestehen. / Foto: Christine Prexel (bup-image.de)/ADEXA
Den Tag begannen Tanja Kratt und Andreas May, Bundesvorstände der Adexa, mit einem Rückblick. 70 Jahre seien seit der Gründung vergangen – eine Zeit, in der sich die Gewerkschaft intensiv für ihre Mitglieder eingesetzt habe. Schon Helmut Petau, ehemaliger Vorsitzender (1959 bis 1966), habe gesagt: »Ein jeder Beruf erhält heute den Nachwuchs, den er verdient und wie er ihn verdienen lässt.« Gegründet wurde der damalige »Bundesverband der Angestellten in öffentlichen Apotheken« (BVA) 1954 beim Deutschen Apothekertag in München, erster Vorsitzender wurde Werner Beneke aus Hamburg.
Im Jahr 1957 folgte der erste überregionale Gehaltstarifvertrag, zunächst für Approbierte und Praktikanten, erklärte Kratt. Den PTA-Beruf gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die damals verhandelten Gehälter sind mit heutigen Zeiten nicht zu vergleichen: Approbierte erhielten im 1. und 2. Berufsjahr je nach Ortsklasse 485 bis 510 D-Mark im Monat, ab dem 12. Berufsjahr waren es 785 bis 810 D-Mark.
»Sehr wichtig war schon immer der Rechtsschutz, den wir für unsere Mitglieder anbieten«, betonte May. Schon 1957 setzte sich die Gewerkschaft demnach für die Mitglieder ein, indem sie die von Arbeitgeberseite geplante Streichung des Haushaltstages, eines freien Tages im Monat, für ungültig erklärte. Auch heute habe die Rechtsabteilung mit mehr als 5000 Fällen pro Jahr viel zu tun.
Tanja Kratt und Andreas May, Bundesvorstände, blickten auf die Geschichte der Adexa zurück. / Foto: Christine Prexel (bup-image.de)/ADEXA
Kratt beleuchtete die Entwicklung der Mitgliederzeitschrift, die zu Beginn noch »Der Mitarbeiter« hieß, dann »BVA-Spektrum« und schließlich »Spektrum«. 2004 erhielt die Gewerkschaft den neuen Namen Adexa. Die Bedeutung erklärte May. Demnach stammt der Name aus dem Lateinischen von »dexter« (Glück bringen, Geschick, passend) und »dexteritas« (Gewandheit). Das X stehe für die Vielfalt und das A am Anfang und Ende des Namens für die Weiblichkeit. Schließlich würden die Apothekenberufe mehrheitlich von Frauen ausgeübt.
Als »sehr gelungene Leistung« bezeichnete May auch die Strukturreform im Jahr 2018, bei der die 17 Landesverbände in vier Regionen zusammengefasst wurden. Auf europäischer Ebene ist die Adexa sowohl im Europäischen Verband der in öffentlichen Apotheken angestellten Apotheker (EPhEU) als auch im europäischen PTA-Verband (EAPT) sehr aktiv, wie Kratt berichtete.
Aus politischer Sicht habe die Adexa seit ihrer Gründung einige Gesundheitsminister und Reformen miterlebt, resümierte May. Zu dem aktuell geplanten Reformgesetz sagte er: »Wir als Adexa kämpfen mit, wir sitzen mit am Tisch, wir bringen Vorschläge und wir werden gehört.« Im Juli 2024 hatte die Adexa bei einem persönlichen Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unter anderem vorgeschlagen, eine gesetzliche Personalzulage einzuführen.
Beim folgenden Vortragsprogramm gab es zahlreiche Tipps rund um Empowerment, Verhandlungsgeschick sowie Glück und Humor in schwierigen Zeiten. Anja Keck, Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie und Master-Coach, ermunterte das Publikum, die Ideen, »für die das Herz brennt« in die Tat umzusetzen – und das nicht nur in der Freizeit. Keck entlarvte typische Denkfallen, die die Umsetzung behindern, und erklärte, wie man mit der »Empowerment-Methode« zu positiven Veränderungen kommt.
Die Kommunikationstrainerin und Autorin Anja Henningsmeyer verdeutlichte, welche Rolle die Körpersprache bei Verhandlungen spielt. »Bewusste Körpersprache hilft uns sehr, wenn wir bestimmte Dinge ausdrücken wollen«, so die Rednerin. In Situationen, in denen man sich beispielsweise Dominanz- und Statusgehabe gegenübersehe, sollte man dies zwar nicht bewerten oder persönlich nehmen, dürfe aber auch mal »gezielt unhöflich« reagieren.
Um Glück und Humor ging es schließlich bei Doris Röschmann, Diplom-Psychologin und systemische Beraterin. Sie regte an, sich das Glück im Alltag bewusst zu machen, im Sinne von »Glück im Unglück«, geglückten Vorhaben oder auch Fortune. Humor werde oft falsch verstanden: Es gehe nicht etwa um Witze oder darum, andere zum Lachen zu bringen, sondern um eine »Lebenseinstellung der heiteren Gelassenheit«, mit der selbst widrige Umstände zum Positiven gewandelt werden können.
Nach den zwischenzeitlichen Stadtführungen endete der Tag schließlich mit einem Festakt.