Achtjähriges Kind in den USA stirbt an Maserninfektion |
Theo Dingermann |
07.04.2025 13:45 Uhr |
Das Masernvirus infiziert im Prinzip jeden Ungeimpften in der Umgebung und hat ein relativ hohes Komplikationsrisiko. / © Getty Images/Science Photo Library/Kateryna Kon
Bereits drei Todesopfer forderte die Masern-Epidemie, dessen Zentrum in Texas liegt, von der aber zwischenzeitlich weitere Staaten in den USA betroffen sind. Am frühen Donnerstagmorgen starb ein achtjähriges Mädchen an einem »Masern-Lungenversagen« in einem Krankenhaus in Lubbock, Texas, wie die »New York Times« berichtet. Das Kind war nicht geimpft, hatte aber auch keine bekannten zugrunde liegenden Gesundheitsprobleme. Bisher waren zwei Todesfälle bekannt geworden.
Eine Maserninfektion führt akut zu Fieber, Konjunktivitis, Schnupfen, Husten und Hautausschlag, kann aber langfristig schwere Komplikationen, wie Lungenentzündung, Hörverlust und Enzephalitis verursachen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt in entwickelten Ländern die Letalität der Masernerkrankung zwischen 0,01 und 0,1 Prozent.
Das Ereignis scheint auch an dem US-amerikanischen Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. nicht spurlos vorüberzugehen. Er kündigte an, Texas zu besuchen und an der für Sonntag geplanten Beerdigung des Kindes teilzunehmen, wie unter anderem NBC News berichtet.
Professor Dr. Paul Offit, Pädiater am Children's Hospital of Philadelphia und Miterfinder eines Rotavirus-Impfstoffs, kommentiert den Fall in einem Post auf der Plattform »Substack.com«. Das Kind sei unnötigerweise an Masern gestorben, weshalb sich Kennedy bei der Familie entschuldigen solle – für seine Untätigkeit, für seine ständige Verbreitung von Fehlinformationen über die Krankheit und den Impfstoff, für sein Versäumnis, auf die Bedeutung der Impfung von Kindern während einer Epidemie hinzuweisen, und für die Kürzung der Mittel für Impfkliniken in Gebieten mit niedrigen Impfraten. Das abgenutzte Mantra von »Gedanken und Gebeten« als Beileidsbekunden passe hier nicht, so Offit.
Tatsächlich scheinen einige Politiker in den USA durch das dritte Todesopfer ins Grübeln zu kommen. So schrieb der republikanische Senator Bill Cassidy, der die Berufung des langjährigen Impfskeptikers Kennedy unterstützt hatte, auf X, dass »jeder geimpft werden sollte«, wie Reuters berichtet. Top-Gesundheitsbeamte sollten dies eindeutig sagen, bevor ein weiteres Kind stirbt, schrieb er auf der Social-Media-Plattform.
Derweil meldetet das Texas Department of State Health Services am Freitag 59 neue Masernfälle in drei Tagen, ein Anstieg von 15 Prozent. Damit erhöht sich die Zahl der Neuinfizierten seit Ende Januar in Texas auf insgesamt 481.
Die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) meldeten einen wöchentlichen landesweiten Anstieg von 124 Masernfällen, was die Gesamtzahl in diesem Jahr bisher auf 607 erhöht. CDC-Beamte fügten hinzu, dass 97 Prozent der Masern-Infektionen in den USA Menschen betrifft, die nicht geimpft sind oder deren Impfstatus unbekannt ist. Im Jahr 2024 gab es in den USA insgesamt 285 gemeldete Fälle.
Wenn sich das Virus weiterhin in diesem Tempo ausbreite, riskieren die USA ihren Masern-Eliminationsstatus zu verlieren, warnen Beamte des öffentlichen Gesundheitswesens in Westtexas. Sie gehen davon aus, dass der Ausbruch ein Jahr lang anhalten werde, wie die »New York Times« berichtet.