Ach übrigens: Was ist Ihre sexuelle Orientierung? |
Alexander Müller |
30.07.2024 14:00 Uhr |
»Put people first« lautete das Motto der Welt-Aids-Konferenz in München. Bei der Registrierung für den Kongress zeigte sich der Veranstalter irritierend wissbegierig. / Foto: IAS
Veranstalter der Welt-Aids-Konferenz ist die internationale Aids Gesellschaft (IAS) mit Sitz in Genf in der Schweiz. Um sich für die Konferenz zu registrieren, müssen Teilnehmer zunächst ein IAS-Konto anlegen. E-Mail-Adresse und Passwort reichen dabei aber nicht aus. Name, Anschrift, Geburtsdatum und Nationalität werden auch abgefragt.
Doch damit nicht genug: »Mit welchem Geschlecht identifizieren Sie sich?« kann im Auswahlmenü mit männlich, weiblich, nicht binär oder geschlechtlich nicht konform angegeben werden. Es ist möglich, keine Angabe zu machen oder »andere« zu wählen. In der nächsten Frage geht es darum, ob diese Identität der Bestimmung zum Zeitpunkt der Geburt entspricht.
Nach mehreren Fragen zu der Organisation, in der das künftige Mitglied tätig ist, geht es weiter mit hochpersönlichen Fragen. Ob die Person mit HIV lebt und was ihre sexuelle Orientierung ist: schwul oder lesbisch, hetero-, bi- oder asexuell? Die Angabe kann auch hier verweigert werden.
Dennoch überrascht die Wissbegier im Registrierungsprozess. Auf Nachfrage der PZ erklärt ein IAS-Sprecher: »Wir geben den IAS-Mitgliedern die Möglichkeit, ihre sexuelle Orientierung anzugeben, weil wir bestrebt sind, ein einladendes Umfeld für LGBTQ+-Personen zu schaffen, die einen Großteil der Last der HIV-Pandemie tragen.« Es sei aber nicht obligatorisch, diese Information preiszugeben. Dasselbe gelte für den HIV-Status. (Anmerkung der Redaktion: Originalantwort Englisch, Übersetzung PZ)
Der IAS-Sprecher bestätigt, dass das Erstellen eines IAS-Kontos notwendig ist, um sich für eine IAS-Konferenz anzumelden. Es sei technisch gesehen ein separater, aber für viele Erstteilnehmer verknüpfter Prozess. »Welche persönlichen Daten wir sammeln, unterliegt unserer IAS-Datenschutzrichtlinie.« Und: »Wir teilen diese Daten nicht außerhalb der Organisation oder mit dem Registrierungspersonal, sie werden intern zur Programmgestaltung verwendet.«
Das Datenschutzrecht kennt den Grundsatz der Datensparsamkeit, bei der Erhebung hochsensibler persönlicher Daten wie Gesundheitsdaten sind die Vorgaben sogar noch strenger. Das IAS erklärt auf PZ-Nachfrage hierzu: »Wir halten uns an eine strenge Datenschutzrichtlinie, verlangen nicht, dass Mitglieder persönliche Informationen preisgeben, wenn sie dies nicht möchten, und teilen diese Daten nicht außerhalb der Organisation.«
Kritik von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Registrierungsprozess gab es dem IAS-Sprecher zufolge bislang keine. Es gebe jedoch Anfragen von Medien, wie viele Menschen mit HIV an den Konferenzen teilnehmen. Das preiszugeben, verböten aber die Datenschutzrichtlinien.