Abnehmspritze Saxenda künftig schon ab 6 Jahren |
Wichtigste Therapiemaßnahmen bei Übergewicht im Kindes- und Jugendalter sind Sportangebote und Ernährungsberatung. / © Imago/Funke Foto Services
Liraglutid war der erste GLP-1-Agonist, der bei Adipositas auch ohne Typ-2-Diabetes zugelassen wurde. Das entsprechende Präparat Saxenda® von Novo Nordisk ist seit 2016 in Deutschland auf dem Markt. Bereits 2021 hatte die EMA die Zulassung auf Jugendliche, also 12- bis 17-Jährige, ausgeweitet. Heute folgte die Zulassungsempfehlung für 6- bis 11-Jährige.
Wie für Jugendliche und Erwachsene gilt, dass die Abnehmspritze nur zusätzlich zu einer gesunden Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität zum Einsatz kommen soll. Adipositas wird bei Kindern über den Body-Mass-Index (BMI) im relativen Vergleich zu Gleichaltrigen definiert. Indiziert ist das Präparat, wenn der BMI eines Kindes auf oder über der 95. Perzentile liegt, es also bezogen auf sein Alter und die Körpergröße zu den schwersten 5 Prozent zählt. Zugleich muss das Körpergewicht über 45 Kilogramm liegen.
Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher sechsjähriger Junge ist etwa 116 cm groß und 20 Kilogramm schwer (50. Perzentile); ein sechsjähriges Mädchen liegt im Schnitt knapp darunter. 11-jährige Jungen und Mädchen wiegen beide im Schnitt 36 kg bei einer Körpergröße von 145 cm. Einen BMI-Rechner für Kinder und Jugendliche bieten die Kinder- und Jugendärzte im Netz an. Für Jugendliche enthält die Produktinformation bereits Cut-off-Punkte in Bezug auf Alter, Gewicht und Geschlecht.
Eine Behandlung mit Saxenda sollte unterbrochen und reevaluiert werden, wenn der Patient nach zwölf Wochen unter 3,0 mg Liraglutid pro Tag oder der maximal tolerablen Dosis nicht mindestens 4 Prozent seines BMI verloren hat. Nebenwirkungen entsprachen in klinischen Studien denen bei Erwachsenen, also vor allem Übelkeit und Durchfall.
Bislang sind noch keine GLP-1-Agonisten für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. In Deutschland waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zuletzt etwa zwei Millionen Kinder übergewichtig, davon 800.000 adipös. Neben genetischer Disposition und dem Lebensstil der Familie werden auch äußere Faktoren dafür verantwortlich gemacht. Experten fordern seit Längerem unter anderem verpflichtende und klare Lebensmittelkennzeichnungen, Verbote für Werbung, die speziell an Kinder gerichtet ist (auch durch Influencer) sowie eine gut strukturierte Vermittlung von Ernährungskompetenz von der Kita an.