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Prävention und AMTS

ABDA wird neuer Regierung Zukunftskonzept vorlegen

Die ABDA will mit einem Zukunftskonzept auf die Politik zugehen. »Wir haben keine Wünsche an die neue Bundesregierung, sondern klare und deutliche Forderungen«, sagte ABDA-Präsident Thomas Preis am Samstag beim »Zukunftskongress Öffentliche Apotheke« im ehemaligen Deutschen Bundestag in Bonn.
Alexander Müller
22.02.2025  19:54 Uhr

Unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl werde die Apothekerschaft mit jeder Regierung und jedem Gesundheitsminister konstruktiv zusammenarbeiten, betonte Preis. Er forderte erneut ein »Sofortprogramm« für die Apotheken. Die Erwähnung in den Wahlprogrammen und die teilweise konkreten Zusagen im Wahlkampf stimmten ihn zuversichtlich.

Auf der anderen Seite forderten die Krankenkassen bereits wieder vehement Sparmaßnahmen. Die könnten mitunter auch berechtigt sein, so Preis. »Aber sie müssen dort aufhören, wo die Gesundheitsversorgung der Menschen gefährdet ist.« Und angesichts der demografischen Entwicklungen würden die Apotheken immer wichtiger. »Finger weg von den Apotheken, die ohnehin nicht einmal 2 Prozent der Ausgaben ausmachen«, so Preis.

Die ABDA will ihrerseits mit einem erweiterten »Zukunftskonzept öffentliche Apotheke« an die neue Regierung herantreten. Das werde pünktlich zum Start der neuen Bundesregierung fertiggestellt sein und sich unter anderem mit Prävention und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) befassen. »Wir signalisieren der Politik, dass die Apothekerschaft bereit ist«, so Preis.

In seinem gesundheitspolitischen Lagebericht verwies Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW), ebenfalls auf die aus seiner Sicht bedenkliche finanzielle Entwicklung des Landes. »Wir müssen wieder zu Wirtschaftswachstum finden«, so sein Credo. Die Gesundheitswirtschaft könne dabei einer der Wachstumstreiber sein – stärker beispielsweise als die Automobilindustrie. Denn ansonsten könnten auch die Budgets im Gesundheitswesen nicht weiter steigen. »Wir müssen die Ressourcen effizienter verteilen und das wird eine spannende Diskussion«, kündigte Heidmeier an.

Die zentrale Frage, die die Politik mit den Apotheken zusammen klären wolle: »Wie kommen wir zu einer besseren Steuerung der Patienten?« Es gehe nicht darum, die freie Arztwahl zu beschränken, sondern die Patienten in ihrem eigenen Sinn zu einer bestmöglichen Versorgung zu führen.

Sorgen macht sich Heidmeier auch um den Nachwuchs: Jeder fünfte Schulabgänger in NRW macht demnach keine Ausbildung. Daher müsse es eine bessere berufliche Orientierung in der Schule geben und die Berufe der Gesundheit müssten dabei im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig müsse in den Apotheken in die Digitalisierung investiert werden. Die Elektronische Patientenakte (EPA) sieht der Staatssekretär als große Chance für die Apotheken.

Gefragt, ob sein Chef, NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), nicht vielleicht neuer Bundesgesundheitsminister werden könnte, verwies Heidmeier nur auf Laumanns Glaubwürdigkeit und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Akteuren des Gesundheitssystems sowie die gute Umsetzung der Krankenhausreform in NRW. »Diese politische Qualität ist absolut bemerkenswert«, findet Heidmeier.

Die gesundheitspolitische Diskussionsrunde beim Zukunftskongress musste leider ohne Politiker auskommen, da alle Kandidatinnen und Kandidaten im Endspurt des Wahlkampfs auf den Marktplätzen ihrer Wahlkreise im Einsatz waren. Als Ehrengast war immerhin zur Eröffnung der Virologe Hendrik Streeck noch dabei, der in Bonn für die CDU kandidiert. Er würde – im Falle seines Wahlsiegs – im Bundestag gerne im Gesundheitsausschuss mitarbeiten und die Apotheken bei Impfungen stärker einbinden.

»Pharmacy First« auch in Deutschland?

Lebhaft diskutiert wurde im alten Bonner Bundestag trotzdem – auch über neue Leistungen von Apotheken. Oliver Funken, Vorstand Bundesverband Hausärztinnen und Hausärzte, weiß zwar, dass das Impfen in Apotheken in seinem Berufsstand »ambivalent« betrachtet wird. Gleichzeitig wollten er und seine Kollegen für die Patienten da sein, wenn sie mit ihrer Kompetenz wirklich gefragt seien. »Wir werden mit den alten Strukturen die Probleme nicht mehr meistern«, zeigte er sich offen für neue Kooperationen.

Preis, der auch Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein ist, betonte, dass die Apotheken allein im Sinne einer höheren Impfquote einbezogen werden müssten. »Wenn man sich in jeder Apotheke impfen lassen kann, wird auch die Impfbereitschaft bei der Bevölkerung steigen.«

Sabine Härter von der Deutschen Diabetes-Hilfe kann sich ein Modell »Pharmacy First« nach britischem Vorbild vorstellen. Wenn sich die eingeschriebenen Versicherten zuerst an ihre Apotheken vor Ort wenden könnten, ließe sich damit sehr viel Geld sparen, zeigt sie sich überzeugt. In Preis’ Vorstellung können die Apotheken »Selbsthilfe zur Eigendiagnose und Eigentherapie« geben und insgesamt die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung steigern.

Über die große Transformation, in der sich die Gesellschaft – und mit ihr die Apotheken – befindet, sprach in Bonn der Soziologe Professor Armin Nassehi. Während die Zufriedenheit im Leben meist auf einer banalen Ebene stattfinde, habe die aktuelle Unruhe in der Gesellschaft verschiedene Gründe – vom Selbstwirksamkeitsverlust, über die Inkompetenzunterstellung (mangelndes Elitenvertrauen) bis zu unkalkulierbaren Zukunftsperspektiven und Zielkonflikten. Dazu kämen ein befürchteter Statusverlust und vor allem ein wahrgenommener Kontrollverlust.

Konkreter auf das Gesundheitswesen bezogen warnte Nassehi vor der Überregulierung in einer grundsätzlich notwendigen Bürokratie. »Vertrauen heißt, nicht immer alle Informationen haben zu müssen.« Angesichts riesengroßer Finanzierungsprobleme könne etwa das heutige Pflegesystem so nicht erhalten werden. Der Soziologe brachte eine Neuentdeckung des Subsidiaritätsprinzip ins Spiel: Der Staat regele nur das, was sonst nicht geregelt werden kann. Und seine Botschaft an die Apotheken: »Wenn ich Sie wäre, würde ich mir Gedanken machen, wie sich das Verhältnis von Ihnen zu den jüngeren Leuten entwickeln wird und was das für Ihre Branche bedeuten wird.«

Fachvortrag zum Thema „Warum Männer und Frauen eine unterschiedliche Medizin benötigen“: Nachhaltiges Plädoyer für Gendermedizin


Der Experte für Gendermedizin, Professor Dr. Sievers, zeigte in seinem Vortrag »Warum Männer und Frauen eine unterschiedliche Medizin benötigen« anhand von wissenschaftlichen Fakten auf, warum die Gendermedizin so wichtig ist und viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Bei den geschlechtsspezifischen Unterscheidungen verwies Sievers auf »Sexualhormone als essentielle Interakteure« und »Geschlechtschromosomen als erbliche Veranlagung«. Trotz dieser Tatsache gäbe es zwar unterschiedliche Grenzwerte beim Alkohol für Frauen und Männer, aber keine geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Beipackzettel von Medikamenten und Leitlinien von Fachgesellschaften, ebenso wenig wie spezifische Blutdruckgrenzwerte, Blutfettgrenzwerte oder Blutzuckergrenzwerte.

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