ABDA verärgert über Lauterbachs »Mogelpackung« |
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bezeichnete die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als »Mogelpackung«. / Foto: PZ/Alois Mueller
Innerhalb der ABDA haben sich nach dem Treffen mit Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch sowohl der Geschäftsführende Vorstand als auch der Gesamtvorstand in Sondersitzungen mit den Reformplänen befasst. Eine Analyse der Eckpunkte hat die ABDA heute an alle Abgeordneten aus dem Gesundheitsausschuss des Bundestags verschickt.
ABDA-Präsidentin Overwiening warnt: »Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versucht wieder eine Mogelpackung zu verkaufen. Nach außen präsentiert er die Pläne als Segen für kleine Landapotheken. Schaut man sich die Vorschläge genauer an, wird klar, dass unter dieser sogenannten Reform alle Apotheken leiden würden – sowohl die Land- als auch die Stadtapotheken.« Die Apotheken benötigten eine sofort wirksame, wirtschaftliche Stärkung, sonst werde die flächendeckende Versorgung im kommenden Jahr weiter ausdünnen. »Unsere Patientinnen und Patienten würden schlechter versorgt werden, weil das Ministerium in seinen Eckpunkten Qualitätseinbußen und Honorarkürzungen in Apotheken vorsieht«, so Overwiening.
Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) weist auf die wirtschaftlichen Folgen hin. Denn bis auf eine vage Zusage in Sachen Notdienstpauschale enthalte das BMG-Papier keinerlei sofortige Hilfen für die Apotheken. »Diese sind aber zwingend notwendig, denn auch die Apotheken leiden unter der Inflation und gestiegenen Kosten. Herr Lauterbach hat Inflations- und Kostenausgleiche in fast allen anderen Bereichen des Gesundheitswesens vorgenommen. Nur die Apotheken sollen kein Recht darauf haben?«, so Hubmann.
Lauterbach schiebe das Thema der chronischen Unterfinanzierung der Apotheken an seine Nachfolger weiter, kritisiert der DAV-Vorsitzende. »Und die vom Ministerium vorgeschlagenen Pläne zur Umverteilung des Apothekenhonorars sind entgegen den Ausführungen im Eckpunktepapier finanziell nicht neutral, sondern eine weitere Kürzung der Vergütung.«
Auch Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), zeigte sich besorgt: »Herr Lauterbach will es ermöglichen, dass teilweise keine Apothekerin oder Apotheker in der Apotheke präsent sein muss. Es gibt keine andere Berufsgruppe, die die pharmazeutische Expertise der Apothekerinnen und Apotheker ersetzen kann. Hinzu kommen Haftungsfragen, die entstehen, wenn bei Beratungen keine approbierte Fachkraft zur Verfügung steht. Und schließlich befürchten wir, dass Apotheken, die unter wirtschaftlichem Druck stehen, vielen angestellten Apothekerinnen und Apothekern kündigen, um Geld zu sparen. Das Ergebnis wäre eine deutliche Verschlechterung der Versorgung unserer Bevölkerung.«