| Daniela Hüttemann |
| 03.12.2025 17:02 Uhr |
Bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ging es heute auch um einen möglichen Austritt aus der ABDA. Den Antrag hatte Jörg Nolten gestellt. / © AKWL
Den Antrag hatte Jörg Nolten, Inhaber der Glocken-Apotheke in Bottrop, gestellt: »Die Kammerversammlung möge den Austritt der Apothekerkammer Westfalen-Lippe aus der ABDA mit Wirkung zum 1. Januar 2028 im Sinne eines Vorratsbeschlusses beschließen.«
Nolten hält die Klammer-Struktur der ABDA mit Bundesapothekerkammer (BAK) und Deutschem Apothekerverband (DAV) für überholt und hinderlich. Sie sei ein Relikt aus der Bonner Republik, als noch vermehrt der einzelne Apotheker in seiner Apotheke stand und nicht so ein finanzieller Druck herrschte. »Die Professionalisierung der anderen Akteure im Markt ist weit fortgeschritten und wir arbeiten in Einzelstrukturen mit Ehrenamtlern dagegen an.« So forderte Nolten eine Professionalisierung und eine klare Trennung von DAV und BAK bei Finanzen und Aufgaben sowie bei der Positionierung und Verhandlungen mit Politik und Krankenkassen. Schließlich führte der Apotheker der Gemeinschaftsliste an, dass die ABDA in diesem Jahr keine berufspolitischen Erfolge verzeichnen konnte.
In der anschließenden, erstaunlich harmonisch verlaufenden Diskussion wurde schnell klar, dass die Mehrheit gegen einen Austritt aus der ABDA ist, doch alle weiteren Reformbedarf sehen. Bei aller Unzufriedenheit war man sich einig, dass ein Austritt dem Berufsstand in der jetzigen Situation schaden würde.
Die Erwartungen an die ABDA seien riesengroß, da seien Enttäuschungen vorprogrammiert, wenn sie nur den kleinsten gemeinsamen Nenner bei 34 Mitgliedsorganisationen schaffe, konstatierte Michael Schmitz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der AKWL. Er verglich die ABDA mit einem Bus, in der sich 34 Mitglieder abstimmen müssen, um auf einem gemeinsamen Weg zu bleiben und zum Ziel zu kommen. Dies gehe mitunter viel zu langsam. »Die ABDA darf sicherlich mal zum TÜV, aber ich würde sie nicht verschrotten.« Die »Beförderungsgebühr« (also der Anteil am ABDA-Haushalt) sei sicherlich hoch, doch wenn man alleine die Aufgaben bewältigen wolle, wäre dies vermutlich teurer.
Dem stimmte Hauptgeschäftsführer Andreas Walter zu. Er erinnerte daran, dass ein ABDA-Austritt auch einen Austritt aus der BAK bedeuten würde – mit erheblichem personellen Mehraufwand für die AKWL. Auch die Vernetzung mit den anderen Kammern und Verbänden sowie auf Bundesebene sei sehr wichtig und hilfreich.
Hannes Müller, zugleich im AKWL- und im BAK-Vorstand, gab zu Bedenken, dass man Veränderungen besser von innen heraus anstoßen könnte. »Wenn wir austreten, können wir gar nichts mehr verändern und unsere Expertise nicht mehr einbringen.« Er regte aber auch wie andere AKWL-Mitglieder an, zu überprüfen, ob die vor einigen Jahren angestoßene Strukturreform das erreiche, was man wolle, und wie man noch optimieren könne. »Selbst bei einem Vorratsbeschluss wären die Türen zu«, befürchtete Müller.
Letztlich einigte man sich darauf, eine Arbeitsgruppe innerhalb der AKWL zu bilden, die Fragen, Forderungen und Verbesserungsvorschläg an die ABDA erarbeiten soll, darunter auch eine Evaluation der Strukturreform. Zudem solle die weitere Entwicklung der ABDA und ihrer Arbeit ein regelmäßiger Berichtspunkt in der Delegiertenversammlung werden.
Letztlich zog Nolten seinen Antrag zurück. Er habe mit der angestoßenen Diskussion schon mehr erreicht, als er zu hoffen gewagt habe.