| Alexander Müller |
| 04.12.2025 09:40 Uhr |
Der ABDA-Gesamtvorstand hat sich in einem Brief direkt an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gewandt und fordert eine Neuausrichtung der geplanten Apothekenreform. / © Imago/Jürgen Heinrich
Mit »Gesundheit braucht Verlässlichkeit – Apotheken brauchen jetzt eine echte Stärkung« ist der Brief überschrieben, den alle Präsidentinnen und Präsidenten der Landesapothekerkammern sowie alle Vorsitzenden der Landesapothekerverbände gestern im ABDA-Gesamtvorstand gemeinsam beschlossen haben.
Die Apothekerschaft erinnert die Ministerin an den Koalitionsvertrag von Union und SPD. Darin sei die Anhebung des Fixums klar vereinbart. »Diese Zusage wurde bis heute nicht umgesetzt. Gleichzeitig sieht der aktuelle Referentenentwurf zur Apothekenreform strukturelle Eingriffe vor, die die Versorgung schwächen würden«, heißt es in dem Brief, der der PZ vorliegt. »Diese Reform verfehlt ihr Ziel – und gefährdet die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung«, so die klare Kritik des ABDA-Gesamtvorstands.
Die wirtschaftliche Stärkung der Apoteken sei »zentral – und überfällig«. Seit über einem Jahrzehnt sei die Honorierung nicht angepasst, die Folge seien fortschreitende Apothekenschließungen, eine Ausdünnung der flächendeckenden Versorgung und die wachsende Gefährdung der Versorgungssicherheit. »Ohne eine zeitnahe Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – droht ein weiterer Strukturverlust«, heißt es im Brief.
Der ABDA-Gesamtvorstand erneuert darin auch die Kritik an der im Entwurf des Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) geplante Lockerung der Präsenzpflicht. Die vorgesehene PTA-Vertretungsregelung würde laut Schreiben bedeuten, dass Apotheken zeitweise ohne Apothekerin oder Apotheker betrieben werden dürfen. »Dies wäre ein grundlegender Systembruch – mit Folgen für die Patientensicherheit«, warnen die Kammern und Verbände.
PTA arbeiteten »verantwortungsvoll und unverzichtbar«, aber nicht mit akademischer Ausbildung für die pharmazeutische Gesamtverantwortung, heißt es weiter. Eine Absenkung der fachlichen Standards löse weder den Personalmangel noch strukturelle Probleme. Und: »Kleine Apotheken würden kaum profitieren«, heißt es. Der letzte Punkt zielt auf die Personalstruktur in Apotheken ab.
Die Forderung des Gesamtvorstands: »Wo ›Apotheke‹ draufsteht, muss weiterhin pharmazeutische Fachverantwortung durch Apothekerinnen oder Apotheker mit Hochschulausbildung anwesend sein.« Darauf hätten auch die Bürgerinnen und Bürger einen Anspruch.
Ministerin Warken wird aufgefordert, »die Apothekenreform neu auszurichten«:
Die Apotheken als »unverzichtbarer Baustein der Gesundheitsinfrastruktur« verdienten »eine Reform, die ihnen echte Perspektiven bietet«. Für einen konstruktiven und lösungsorientierten Dialog stehe die Apothekerschaft zur Verfügung.