53 Tote bei Ausbruch einer unbekannten Erkrankung |
Theo Dingermann |
26.02.2025 16:20 Uhr |
Dorf in Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo / © Getty Images/Yannick Tylle
Aus der nordwestlichen Provinz der Demokratischen Republik Kongo, Équateur, werden zwei Ausbrüche einer Infektionskrankheit gemeldet, deren Ursache bisher unbekannt ist. Während zunächst über 32 Fälle mit 20 Todesfällen berichtet wurde, die zwischen dem 30. Januar und dem 9. Februar 2025 auftraten, stieg bis zum 16. Februar 2025 die Zahl der Infektionen auf 431 mit 53 Todesfällen an. Dies entspricht einer Fallsterblichkeit von 12,3 Prozent.
Bei dem größeren Ausbruch, der am 13. Februar aus dem Dorf Bomate in der Gesundheitszone Basankusu gemeldet wurde, verstarben 45 der 419 betroffenen Patienten an den Folgen der Infektion. Ein früherer Ausbruch einer Krankheit mit den gleichen Symptomen, bei dem acht von zwölf Patienten starben, wurde am 21. Januar aus dem Dorf Boloko in der Gesundheitszone Bolomba gemeldet, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem wöchentlichen Bulletin vom 16. Februar berichtet.
Zu den wichtigsten Symptomen gehören Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgie, Gliederschmerzen, Schwitzen, Rhinorrhö, Nackensteifigkeit, Husten, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe. Fast die Hälfte der Todesfälle (48,9 Prozent, n = 22) ereignete sich innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der Symptome.
Die Ausbrüche, die mit einem rapiden Anstieg an Krankheitsfällen innerhalb weniger Tage einhergehen, stellen eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar, schreibt die WHO. Die genaue Ursache sei noch unbekannt. Allerdings konnten Virusinfektionen verursacht durch Ebola- oder Marburg-Viren bereits ausgeschlossen werden.
Vorläufige Untersuchungen zufolge könnte der Ausbruch in Boloko auf drei Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren zwischen dem 10. und 13. Januar 2025 zurückgehen. Die betroffenen Kinder entwickelten Fieber, Kopfschmerzen, Durchfall und Müdigkeit, die später zu hämorrhagischen Anzeichen und Symptomen führten, darunter subkonjunktivale Blutungen, Nasenbluten und Hämatemesis (Erbrechen von Blut), bevor sie schließlich verstarben. Die Kinder hatten wohl vor dem Auftreten der Krankheitssymptome einen Fledermauskadaver verzehrt.
Es seien dringend Maßnahmen erforderlich, um Laboruntersuchungen zu beschleunigen, das Fallmanagement und die Isolationskapazitäten zu verbessern und die Überwachung und Risikokommunikation zu stärken, betont die WHO. Erschwert wird all dies durch die abgelegene Lage und die schwache Gesundheits-Infrastruktur der betroffenen Region.
Hinzu kommt, dass sich die östlichen Teile des Landes in einem bewaffneten Konflikt mit M23-Rebellen befinden, die die humanitäre Krise in den Provinzen Nord-Kivu und Süd-Kivu noch deutlich verschärfen. Unter anderem legen Stromausfälle in Goma Krankenhäuser und die Wasserversorgung lahm und erhöhen das Risiko von Choleraausbrüchen, Unterernährung und Krankheitsübertragung.
Zu den jetzt am dringendsten benötigten Maßnahmen gehören die Sicherung des Zugangs zu humanitärer Hilfe, die Wiederherstellung der kritischen Infrastruktur, die Sicherstellung der Versorgung mit medizinischer und Nahrungsmittelhilfe und die Verbesserung der öffentlichen Gesundheitsüberwachung.
Die WHO resümiert, dass die Situation in der Provinz Équateur ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt, da zwei Cluster einer unbekannten Krankheit eine hohe Morbiditäts- und Mortalitätsrate verursachen. Die Gesamtsterblichkeitsrate und das schnelle Fortschreiten der Krankheit lassen auf einen schweren infektiösen oder toxischen Erreger schließen. Da Ebola- und Marburgviren ausgeschlossen werden konnten, sind weitere Labortests unerlässlich, um den verursachenden Erreger zu identifizieren. Untersucht werden derzeit Malaria, andre virale hämorrhagische Fieberkrankheiten, Lebensmittel- oder Wasservergiftung, Typhus und Meningitis.
Schon im Dezember hatte ein Ausbruch einer unbekannten Erkrankung in der Demokratischen Republik Kongo für Aufsehen gesorgt. Die sogenannte Krankheit X wurde schließlich als Malaria identifiziert.