Mythos widerlegt: Milch erzeugt kein Schleimproblem |
Milch regt die Schleimproduktion an? Das ist ein Mythos, schreibt der pädiatrische Lungen-Facharzt Dr. Ian Balfour-Lynn vom London’s Royal Brompton Hospital in der Fachzeitschrift «Archives of Disease in Childhood». Es gebe keinen Grund, Kindern mit Asthma, zystischer Fibrose oder Atemwegsinfekten Milch vorzuenthalten. Die Theorie, Milch würde überschüssigen Schleim erzeugen (während Hühnersuppe ihn reduziert), stamme aus dem Jahr 1204 und sei in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts durch den bekannten US-Kinderarzt Dr. Benjamin Spock weiterverbreitet worden. Es gebe jedoch keinerlei Evidenz dafür, dass Milch die Atemwege verschleimt.
Eine populäre Theorie laute, dass ein bestimmtes Protein, das beim Abbau von Milch entstehe, die Genaktivität zur Schleimproduktion stimuliere. Der Milchabbau erfolge jedoch im Magen, nicht in den Atemwegen, und es sei sehr unwahrscheinlich, dass das Milchprotein in die Atemwege gelange, höchstens bei schweren Infektionen.
Die wahrscheinlichere Erklärung für den Aberglauben sei die Textur, die Milch im Mund hinterlasse. Milch ist eine Emulsion und könne mit dem Speichel reagieren und ihn quellen lassen. «Dies könnte erklären, warum viele denken, dass mehr Schleim produziert wird», so Balfour-Lynn. Dabei seien es die Aggregate der Milch-Emulsion, die auch nach dem Schlucken im Mund verbleiben.
Milch sei ein wertvolles Lebensmittel für Kinder, gerade bei Krankheiten wie zystischer Fibrose (Mukoviszidose) oder Asthma, die oft über lange Zeit Corticosteroide einnehmen müssen, was sich negativ auf die Knochendichte auswirkt. (dh)
DOI: 10.1136/archdischild-2018-314896
06.09.2018 l PZ
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