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Duftrezeptor: Sandelholz lässt Haare sprießen

 

Haarausfall lässt sich womöglich mit dem Duft von Sandelholz behandeln. Wie ein Forscherteam um Dr. Jérémy Chéret vom Monasterium Laboratory in Münster im Fachjournal «Nature Communications» berichtet, haben menschliche Haarwurzelzellen Rezeptoren, die von den synthetischen Sandelholz-Duftstoffen Sandalore und Brahmanol aktiviert werden. Dies führt dazu, dass sich die Lebensdauer der Haare verlängert. Das Ergebnis einer ersten klinischen Studie deutet darauf hin, dass Sandalore gegen Haarausfall wirkt, jedoch ist die Aussagekraft aufgrund der geringen Teilnehmerzahl beschränkt.

 

Haare bestehen aus einem Schaft, der aus der Haut herausragt, und einer Haarwurzel, die in eine Einstülpung der Oberhaut, das sogenannte Haarfollikel, eingebettet ist, heißt es in einer Mitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Der Lebenszyklus eines Haares besteht aus drei Phasen: Üblicherweise befinden sich 80 bis 90 Prozent aller Kopfhaare in der zwei bis acht Jahre andauernden Wachstumsphase. In der mehrwöchigen sogenannten Selbstmordphase, in der das Haar sein Wachstum stoppt und sich von der Wurzel löst, befindet sich nur etwa 1 Prozent aller Haare. Der Rest ist in der Ruhephase, die etwa ein halbes Jahr anhält und in der das alte Haar schließlich abgestoßen wird, da ein neues nachwächst.

 

Haarfollikel bilden durchschnittlich etwa 1 cm Haar im Monat. Die Haarlänge hängt aber nicht nur von der Wachstumsgeschwindigkeit ab, sondern vor allem von der Länge des individuellen Haarzyklus. «Haarausfall beruht normalerweise darauf, dass sich das Verhältnis von der Wachstumsphase hin zur Ruhephase verschiebt oder nur mehr zu kurze Haare produziert werden», erklärt Koautor Professor Dr. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum.

 

Die Forscher konnten an isolierten lebenden Haarfollikeln nachweisen, dass der Duftrezeptor OR2AT4 während der Wachstumsphase in großen Mengen im Haarschaft und in den für das Wachstum verantwortlichen Matrixzellen der Haarwurzel vorkommt. Eine Stimulation des Rezeptors mit einem der Agonisten Sandalore oder Brahmanol hinderte die Zellen der Haarfollikel am programmierten Zelltod (Apoptose) und erhöhte die Menge des Wachstumsfaktors IGF-1, was insgesamt zu einer Verlängerung der Wachstumsphase um etwa 30 Prozent führte. Die Ruhephase der Haarfollikel verkürzte sich entsprechend. Der spezifische OR2AT4-Antagonist Phenirat sowie die genetische Stilllegung von OR2AT4 hatten den gegenteiligen Effekt und hemmten das Haarwachstum.

 

«Ich gehe davon aus, dass Duftstoffe wie Brahmanol oder Sandalore in Haarwassern oder Shampoos zum Einsatz kommen könnten, um die Lebenszeit der Haare zu verlängern, vor allem bei hormon- oder stressbedingtem diffusem Haarausfall», so Hatt. In einer Pilotstudie mit 40 Patienten aus Italien gelang das bereits: Die Anwendung einer Sandalore-haltigen Lotion über drei Monate verringerte den Haarausfall signifikant um 17,5 Prozent im Vergleich zu einem Placebo. Im Monasterium Laboratory in Münster läuft derzeit eine größere Studie, die dieses Ergebnis verifizieren soll. Ergebnisse werden zum Jahresende erwartet. (am)

 

DOI: 10.1038/s41467-018-05973-0

 

19.09.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Amir Kaljikovic

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