HIV-Monatsspritze: Alternative für pillenmüde Patienten? |

Für Patienten mit HIV-Infektion, die der täglichen Tabletteneinnahme überdrüssig sind, könnte es künftig möglicherweise eine Alternative geben: die einmal monatliche Injektion in den Gesäßmuskel. Erste positive Ergebnisse mit einer solchen Monatsspritze melden jetzt die Pharmaunternehmen Viiv Healthcare und Janssen. In einer 48-wöchigen Studie waren einmal monatliche Injektionen des Integrase-Hemmers (INI) Cabotegravir zusammen mit dem nicht nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer (NNRTI) Rilpivirin einem täglichen oralen Dreikomponenten-Regime nicht unterlegen.
An der offenen Phase-III-Studie namens ATLAS hatten 618 HIV-Patienten in 13 Ländern, darunter Deutschland, teilgenommen. Sie alle waren stabil seit mindestens sechs Monaten auf eine orale antiretrovirale Therapie eingestellt. Diese bestand aus zwei nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmern (NRTI) plus entweder einem INI, einem NNRTI oder einem Protease-Inhibitor. Die Hälfte der Teilnehmer setzte diese Therapie während des Studienzeitraums fort, die andere wurde auf die Monatsspritze umgestellt. Nach 48 Wochen war die neue Formulierung den etablierten Regimen hinsichtlich der Viruskontrolle nicht unterlegen. Genaue Zahlen nennen die Hersteller in ihrer Pressemitteilung nicht, sie sollen demnächst bei einer Fachkonferenz präsentiert werden. Noch in diesem Jahr sollen zudem ersten Ergebnisse der FLAIR-Studie veröffentlicht werden, in der die neue Spritze bei therapienaiven Patienten getestet wurde.
Cabotegravir ist ein von Viiv neu entwickelter Wirkstoff; das von Janssen vermarktete Rilpivirin ist in Tablettenform unter dem Handelsnamen Edurant® bereits seit 2012 auf dem Markt. Als lang wirksame Formulierung ist es jedoch noch nicht verfügbar.
Die Monatsspritze könnte im Fall einer Zulassung die Therapie für HIV-Infizierte deutlich vereinfachen. «Sie würde die Anwendungstage von 365 im Jahr auf 12 reduzieren», so Viiv-Chefentwickler Dr. John C. Pottage. Eine vergessene Dosis wäre dann aber umso schlimmer. Noch mehr als die orale Therapie würden diese Injektionen daher eine gute Compliance des Patienten erfordern. (am)
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24.08.2018 l PZ
Foto: Fotolia/Oleksandr(Symbolbild)