Pharmazeutische Zeitung online

Chorea Huntington: Neuer Wirkstoff auf der Überholspur

 

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat dem Prüfmedikament RG6042 den PRIME (Priority-Medicines)-Status zur Behandlung von Patienten mit Huntington-Krankheit erteilt. Das Antisense-Oligonukleotid könnte die erste Therapieoption werden, die kausal an der tödlich verlaufenden neurodegenerativen Erkrankung ansetzt.

 

Der PRIME-Status basiert in erster Linie auf den Daten einer Phase-I/IIa-Studie mit 46 Chorea-Huntington-Patienten. Die Probanden erhielten für 13 Wochen entweder verschiedene Dosierungen von RG6042 (10 mg, 30 mg, 60 mg, 90 mg oder 120 mg) oder Placebo. In der Studie konnte RG6042 die Konzentration des schädlichen mutierten Huntingtin-Proteins (mHTT), das als eigentliche Ursache vermutet wird, im Vergleich zu Placebo signifikant verringern: Die durchschnittliche Verringerung lag mit den zwei höchsten Dosen von RG6042 bei 40 bis zu 60 Prozent. Laut Hersteller Roche war das Antisense-Molekül gut verträglich. Das Baseler Unternehmen plant nun eine Phase-III-Studie mit einem größeren Patientenkollektiv.

 

Die Huntington-Krankheit, früher Veitstanz genannt, geht auf eine Genmutation im HTT-Gen zurück und wird vererbt. Bei den Betroffenen produziert der Körper ein verändertes Protein, das sogenannte Huntingtin-Protein. Das dafür codierende Gen liegt auf dem kurzen Arm von Chromosom 4. Hinsichtlich der Pathophysiologie ist hier das Basentriplett CAG von zentraler Bedeutung. Bei Gesunden wiederholt sich in diesem Genabschnitt das Basentriplett etwa 16- bis 20-mal, bei Huntington-Patienten 40- bis zu 250-mal. Menschen mit einer Wiederholung von 27 bis 35 bleiben in der Regel klinisch unauffällig. Bei Menschen mit einer Anzahl von 36 bis 39 CAG-Wiederholungen lässt sich nicht vorhersagen, ob die Erkrankung ausbricht.

 

CAG codiert für die Aminosäure Glutamin. Demnach besitzt das mutierte Huntingtin mehr Glutamin-Resten als das intakte Protein. Eine hohe Expression von Huntingtin führt zu amyloidähnlichen intrazellulären Ablagerungen, die Schäden im Gehirn verursachen. Zu den Symptomen zählen schnelle und unwillkürliche Bewegungen, Grimassieren und geistige Einschränkungen. Die Krankheit bricht häufig zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr aus. In Deutschland gibt es laut Deutscher Huntington-Hilfe rund 10.000 Betroffene. Bislang können nur die Symptome der Erkrankung behandelt werden.

 

Das Antisense-Oligonukleotid RG6042 setzt gezielt bei menschlicher HTT-mRNA an und reduziert dadurch die Bildung und Konzentration des mHTT-Proteins. Der Wirkstoff wird direkt ins Rückenmark appliziert, da intravenöse oder orale Applikationen von Antisense-Molekülen, die zerebralen Strukturen nicht erreichen.

 

Das EMA-Programm PRIME dient der Beschleunigung von Zulassungen für Arzneimittel. Ziel ist es, vielversprechende Medikamente für einen noch ungedeckten medizinischen Bedarf schneller verfügbar zu machen. Der Status ist Kandidaten vorbehalten, die Patienten einen bedeutenden Therapievorteil gegenüber verfügbaren Behandlungen bieten oder die eine erste Therapieoption darstellen. (kg)

 

09.08.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Giovanni Cancemi

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.