Kiel: Kammer fordert ABDA zu mehr Transparenz auf |
Die ABDA-Spitze steht derzeit im intensiven Gedankenaustausch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Zukunft des Apotheken- und Arzneimittelwesens. Sie hüllt sich jedoch zu den Inhalten der Gespräche in Schweigen. Das stößt auf zunehmende Kritik an der Basis. Auch Dr. Kai Christiansen, neuer Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, zeigte sich bei der zweiten Sitzung der neuen Kammerversammlung am 20. Juni 2018 in Kiel enttäuscht, die Kollegen und Kolleginnen nicht darüber informieren zu können, welche Vorschläge, Ideen und Projekte die ABDA-Spitze Spahn bislang unterbreitet hat.
Honorierung, pharmazeutische Dienstleistungen, Rx-Versandverbot, Digitalisierung, E-Rezept, Notdienst, PTA-Ausbildung: «Bei den Arbeitsgesprächen hinter verschlossenen Türen wird wohl kein Thema ausgelassen», mutmaßt Christiansen. «Welche Themen bisher jedoch intensiver und welche nur oberflächlich behandelt wurden, vermag ich nicht zu sagen. Auch ich kann nur berichten, was sich zwischen den Zeilen heraus lesen lässt.»
Laut ABDA-Präsident Friedemann Schmidt habe der Minister absolute Vertraulichkeit bis zum Herbst und zum Apothekertag gefordert. Die ABDA halte sich an diese Order und sei nicht bereit, öffentlich über die Inhalte zu diskutieren. «Selbst die Vorstände und Präsidenten der Mitgliedsorganisationen erhalten keinerlei tiefer gehende Informationen, obwohl es dazu zahlreiche Gelegenheiten wie beim ABDA-Sommerfest oder der Tagung des ABDA-Gesamtvorstandes gegeben hätte», konstatierte Christiansen.
Christiansen hofft, dass die Dachorganisation die Gespräche mit Spahn nutzt, um mit kreativen und innovativen Vorschlägen mutig nach vorn zu gehen und sich nicht eine Wagenburg zurückzieht. Denn spätestens im Herbst müsse sie Erfolge vorweisen.
«Das Schweigen muss ein Ende haben. Wir wollen wissen, welche Ziele die ABDA verfolgt», unterstrich in der Diskussion Ulrich Ströh aus Kiel (Foto links). Aufs Schärfste kritisierte Ströh, dass die ABDA sich nicht nur hinsichtlich der Gespräche mit Spahn in Schweigen hüllt, sondern auch das Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes und das 2HM-Gutachten kritiklos hingenommen hat. «Das geht gar nicht. Es hätte ein Aufschrei seitens der ABDA kommen müssen. Da hängen Existenzen dran. Warum mischt sich die ABDA nicht ein? Warum liefert sie nicht? Sie verspielt auf diese Weise das Vertrauen der Basis», sagte Ströh. Er verwies auf den zunehmenden Personalmangel in Apotheken. Um sich für den Nachwuchs attraktiver zu gestalten, müsse die Apotheke nicht zuletzt auch bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen bieten, so Ströh, der von einem «auf den Nägeln brennenden Thema» sprach.
«Auch mir erschließt sich nicht, was die ABDA tut. Ich kann generell keine Richtung erkennen und weiß gar nicht, wo es hingehen soll. Ich will jedoch wissen, welches Ziel meine Standesvertretung verfolgt», unterstrich Isa Tegethof aus Eckernförde (Foto rechts).
«Bei allem Verständnis für die Wahrung von Vertraulichkeit: Die Art und Weise des Schweigens macht mir Sorge», betonte Dr. Claus Middelberg aus Tornesch. «Es ist nicht akzeptabel, dass Informationen, die uns alle angehen, zurück gehalten werden und eine interne berufspolitische Debatte somit verhindert wird. Selbstverständlich hätte zumindest ein enger Kreis und hier die Vorsitzenden und Präsidenten der Mitgliedsorganisationen in den Informationsfluss mit einbezogen werden müssen.» Middelberg sprach von mehr als schädlichen Folgen der Schweigestrategie für die Innen- und Außenwirkung sowie von weitreichenden negativen Konsequenzen für die Stimmung im Berufstand. Das sei genau des Gegenteil der Politik, die er sich wünsche. «Die Karten müssen endlich auf den Tisch, zumal es an der Basis brodelt», hieß es in Kiel.
Als Signal an die ABDA und konkretes Zeichen der gewählten Vertreter der schleswig-holsteinischen Apotheker, die in großer Sorge um die Zukunft der Präsenzapotheke seien, verabschiedete die Kammerversammlung auf Intention von Ströh nach intensiver Diskussion folgende Resolution: «Die aktuelle Verunsicherung über die zukünftige Entwicklung der Apothekerschaft, insbesondere in den Präsenzapotheken, nimmt zu. Fehlende Kommunikation der ABDA nach außen wie auch innen trägt nachhaltig dazu bei. Die Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein fordert den geschäftsführenden Vorstand der ABDA auf, der Berufsöffentlichkeit bis zum 1. September 2018 zu erläutern, wie man den negativen Entwicklungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene entgegentreten wird.» (cb)
21.06.2018 l PZ
Foto: PZ/Christiane Berg