Elektronisches Rezept: Apotheker gehen in die Offensive |
In Sachen Telematik drückt die ABDA nun verstärkt aufs Tempo. Insbesondere bei der elektronischen Verschreibung wollen die Apotheker das Zepter in die Hand nehmen. Ein Pilotprojekt soll die Umsetzung erproben und das E-Rezept zügig voranbringen. Bereits kommende Woche soll es eine erste Projektskizze geben. Das betonte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Nachgang der Mitgliederversammlung am Donnerstag in Berlin.
Das Thema Telematik, also die Einbindung der Apotheken in die digitale Welt, war demnach Schwerpunkt der ABDA-Mitgliederversammlung. Die ABDA-Führung hat ihren Mitgliedskammern und -verbänden mitgeteilt, dass sie zum Thema E-Rezept ein Projekt starten wird. «Aus der Mitgliederversammlung gab es den starken Impuls an uns, beim E-Rezept Druck zu machen und die Entwicklung als Akteur zu gestalten», berichtete Schmidt. «Wir haben die eindeutige Zusage erhalten, schnell zu handeln und alle notwendigen Ressourcen dafür einzusetzen.»
Die Apotheker stehen unter Druck. Schmidt betonte, dass das Thema von der Politik eh demnächst auf die Agenda gesetzt wird. So sei vorgesehen, dass die Gematik sich als nächstes Projekt, nach Medikationsplan und elektronischer Patientenakte, mit der E-Verordnung beschäftigen soll. Hinzu kommt die Entscheidung des Deutschen Ärztetags für eine Lockerung des Fernbehandlungsverbots. Auch forcieren Modellprojekte zur Fernbehandlung, wie etwa DocDirect in Baden-Württemberg eine Entscheidung. Während die beteiligten Privatversicherungen dort E-Rezepte verwenden, agieren die teilnehmenden Kassenärzte bislang aufgrund fehlender gesetzlicher Legitimation ohne elektronische Verordnung.
Die Apotheker wollen also schnell auf den anfahrenden Zug aufspringen um dann die Richtung mitbestimmen zu können. «Wir streben auf diesem Feld die Führerschaft an», betonte Schmidt. Sowohl im Rahmen des zukünftigen Gematik-Projekts als auch bei der Ermöglichung von Übergangslösungen. So erarbeite die ABDA eine Projektskizze für eine Möglichkeit der E-Verordnung bevor die Telematik-Infrastruktur (TI) komplett steht. Ziel soll es sein, dass Ärzte elektronisch verordnen können und diese E-Rezepte datensicher in die Apotheken transferiert werden können. Dabei soll der Patient frei entscheiden können, in welcher Apotheke er sein Rezept einlösen möchte. «Wir sehen den Patienten in der zentralen Rolle», betonte der ABDA-Präsident. Die freie Apothekenwahl dürfe nicht eingeschränkt werden. «Um die Entscheidungsfreiheit sicherzustellen, gehen wir jetzt in die Offensive und entwickeln selbst ein Projekt, das wir der Politik dann vorstellen wollen.»
Für die Umsetzung sind die Apotheker natürlich darauf angewiesen, dass die Rechtslage zur elektronischen Verordnung entsprechend angepasst wird. Derzeit ist den Apothekern die Belieferung von E-Verordnungen, die ausschließlich per Fernbehandlung ohne persönlichen Erstkontakt erfolgt sind, gesetzlich verboten. Aber Schmidt ist zuversichtlich, dass das Recht entsprechend angepasst werden wird.
Die Projektskizze soll der Politik zur Sommerpause vorliegen. Bis zum Projektstart könnten dann einige Monate vergehen. Die geplante Lösung wird laut ABDA auf jeden Fall TI-fähig sein. Sie soll zwar zunächst auch ohne TI funktionieren, dann aber auf die TI umgeswitched werden können. Auch soll die Lösung sowohl mit mobilen Endgeräten funktionieren als auch eine Papierversion etwa mit QR-Code ermöglichen. (et)
29.06.2018 l PZ
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