Drogenbericht: Kokainkonsum in Europa gestiegen |
Die illegale Aufputschdroge Kokain wird in Europa wieder verstärkt verkauft und konsumiert. Zu diesem Ergebnis kommt der Jahresbericht der Beobachtungsstelle der Europäischen Union für Drogen und Drogensucht. Der Bericht wurde heute in Brüssel von Behördenchef Alexis Goosdeel und EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos vorgestellt. Demnach hat die Reinheit der verkauften Droge im Durchschnitt zugenommen. In 26 von 31 Städten wurden zuletzt mehr Kokainrückstände im Abwasser festgestellt als im Vorjahr, auch wurden häufiger Drogenfunde gemacht.
Die jüngsten verfügbaren Daten beziehen sich auf 2016. In diesem Jahr wurden in der EU etwa 98.000 Sicherstellungen von Kokain gemeldet, dies entsprach 70,9 Tonnen. «Verglichen mit dem Vorjahr nahm die Menge des 2016 beschlagnahmten Kokains geringfügig, die Anzahl der Beschlagnahmen hingegen deutlich zu», heißt es in dem Bericht. Fast die Hälfte des gesamten beschlagnahmten Kokains, rund 30 Tonnen, stellten die Sicherheitskräfte im Transitland Belgien sicher, etwa 15 Tonnen flogen in Spanien auf.
Nach Angaben der Behörde konsumierten rund 3,5 Millionen der 15- bis 64-Jährigen in der EU 2016 mindestens einmal Kokain. «Die Ergebnisse unseres neuen Berichts zeigen, dass Europa jetzt die Auswirkungen verstärkter Kokainherstellung in Lateinamerika spürt», sagte Goosdeel. Außerdem gebe es Hinweise, dass die Herstellung von Drogen innerhalb Europas zunehme.
Insgesamt zählte die Behörde 2016 mehr als eine Million Drogenfunde, wobei es sich in fast drei Vierteln aller Fälle um Cannabis handelte. Mehr als 92 Millionen oder rund ein Viertel aller EU-Bürger zwischen 15 und 64 Jahren haben den Angaben zufolge bereits einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert, die meisten von ihnen Cannabis. 2016 waren geschätzt 1,3 Millionen Menschen in der EU wegen Drogenabhängigkeit in Behandlung.
Sorgen bereiten den Experten auch neue Drogen, darunter synthetische Opioide. Allein 2017 tauchten zehn neue sogenannte Fentanyl-Derivate in Europa auf, die in den USA im Mittelpunkt einer schweren Drogenkrise stehen. Die Substanzen spielten in Europa bislang nur eine untergeordnete Rolle, stellten aber eine ernstzunehmende Bedrohung dar, warnte die Behörde. Die EU-Drogenbeobachtungsstelle mit Sitz in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon liefert nur Daten und Statistiken, Prävention und Bekämpfung liegen in der Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten der Union.
08.06.2018 l dpa
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