Telemedizin: Grüne fordern E-Rezept |
Um die Chancen der Telemedizin zu nutzen, machen sich die Grünen für die Fernbehandlung und das E-Rezept stark. Union und SPD müssten die Fernverschreibung von Arzneimitteln wieder ermöglichen und ihr 2016 gesetzlich verfügtes Verbot aufheben, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier des Grünen-Gesundheitsministers Manne Lucha aus Baden-Württemberg und der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink.
Anlass für die Forderung ist der Ärztetag, der aktuell vom 8. bis 11. Mai in Erfurt stattfindet. Dort will die Bundesärztekammer über Änderungen der Musterberufsordnung debattieren und voraussichtlich den Abbau rechtlicher Hürden für die ärztliche Fernbehandlung voranbringen. «Das sind wichtige Bausteine, um neue telemedizinische Behandlungs- und Beratungsformen für die Patienten zu ermöglichen», betonen die beiden Grünen-Politiker.
Derzeit läuft in Baden-Württemberg das telemedizinische Modellprojekt docdirect der Kassenärztlichen Vereinigung: Patienten im Raum Tuttlingen und Stuttgart können sich per Telefon und Videotelefonie von niedergelassenen Ärzten medizinisch beraten lassen. Dazu hatte die baden-württembergische Landesärztekammer Ende 2016 ihre Berufsordnung geändert. Auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein hat ihren Ärzten jüngst die Fernbehandlung erlaubt – ohne dass zuvor ein persönlicher Patientenkontakt stattgefunden haben muss. Das ist bisher nicht gestattet.
Damit die Telemedizin richtig funktionieren kann, fordern Klein-Schmeink und Lucha die Bundesregierung nun auf, die Fernverschreibung von Arzneimitteln gesetzlich zu ermöglichen. «Ebenso müssen zügig das elektronische Rezept und die elektronische Patientenakte auf den Weg gebracht werden», heißt es in dem Papier weiter.
Die Grünen-Politiker sehen digitale Lösungen als eine zusätzliche Komponente der Gesundheitsversorgung. Insbesondere könnten so auch Patienten in entlegenen ländlichen Gebieten ärztliche Spezialisten zu Rate ziehen, ohne dafür weite Wege in Kauf nehmen zu müssen. Grundsätzlich könnten und sollten digitale Lösungen die persönliche Beziehung zwischen Arzt und Patient aber nicht ersetzen, betonen Lucha und Klein-Schmeink. (et)
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08.05.2018 l PZ
Foto: Fotolia/Hashimoto