Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

OTC-Missbrauch: Von Vomex-Partys und Loperamid-Rausch

 

Was man so alles missbräuchlich mit Arzneimitteln anstellen kann, lernen Apotheker nicht unbedingt an der Uni. Bei den Hamburger Suchttherapietagen erklärte ein Arzt und Suchttherapeut, welche Arzneimittel als Rauschmittel missbraucht werden – und wie.

«Der Unterschied zwischen einem Arzneistoff und einem Rauschmittel ist oft nicht die Chemie, sondern der Zustand des Anwenders», erklärte Dr. Heinrich Elsner, Leitender Arzt der Krisenhilfe Bochum, einer Jugend- und Drogenberatung sowie Methadonambulanz. So habe beispielsweise das Stimulans Methylphenidat bei ADHS-Patienten durchaus einen beruhigenden Effekt. Bei Menschen ohne ADHS wirke es dagegen ähnlich wie Kokain oder Speed.

Auch einige Triptane hätten bei Anwendern, die nicht an Migräne leiden, eine Amphetamin-ähnliche Wirkung. «Eine Tablette Naratriptan reicht für Menschen, die nicht daran gewöhnt sind, um problemlos eine Nacht durchzufeiern», berichtete Elsner. Ebenso wirken Kombinationsmittel mit Pseudoephedrin bei gesunden Anwendern aufputschend. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wies darauf hin, dass das Allergiepräparat Reactine® duo 120 mg Pseudoephedrinhydrochlorid enthält, während Erkältungspräparate wie Aspirin® complex und Boxagrippal® mit deutlich weniger auskommen, nämlich 30 mg.

Als «Polytoxikomanie in einem einzigen Medikament» bezeichnete er Wick® Medinait: «Hier findet sich mit Ephedrin ein Stimulans, mit Dextromethorphan ein Halluzinogen und mit Doxylamin ein sogenannter Downer», erklärte Elsner. Außerdem ist Paracetamol enthalten, das laut Elsner auch auf das Endocannabinoid-System wirkt, sowie Alkohol. Missbraucht wird auch das mit Ephedrin verwandte Sympathomimetikum Phenylpropanolamin, das in Wick® DayMed und Basoplex® Erkältungskapseln enthalten ist.

Eines der am häufigsten missbrauchten Arzneimittel aus dem nicht verschreibungspflichtigen Bereich ist wohl Dextromethorphan (DXM oder DXP). Deutlich überdosiert im Vergleich zur üblichen Dosis bei Husten, kann es Halluzinationen hervorrufen. Um den gewünschten Rauschzustand zu erreichen, gebe es im Internet sogar DXM-Rechner zur optimalen Dosisfindung, sagte Elsner. Die Website www.dxm-info.weebly.com empfiehlt Hustenstiller-ratiopharm Dextromethorphan als «Präparat der Wahl». Es habe den höchsten Wirkstoffanteil und sei noch dazu preisgünstig. Das Portal rät dazu, online bei Versandhändlern zu bestellen. Dort erhalte man zwar nicht mehr als drei Packungen pro Bestellung, «aber das kann einem ja egal sein, wenn die Versandkosten nicht existieren», heißt es auf der Website. Das Portal nennt explizit besonders günstige Versandapotheken und erklärt genauestens, mit welcher Dosierung pro Kilogramm Körpergewicht welcher Effekt erreicht wird, inklusive Tipps für «Geübte».

Bei Schülern beliebt seien derzeit sogenannte Vomex-Partys. Das Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen enthält bekanntlich Dimenhydrinat, ein Salz aus Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin. Diphenhydramin wirke in hohen Dosen halluzinogen, so Elsner. Die Nutzer zerkleinern die Dragees, damit die Wirkung schneller eintritt.

In vielen Haushalten vorhanden ist auch Loperamid gegen Durchfall. Normalerweise wird das Opioid im Darm von den Endothelzellen zwar aufgenommen, aber über das p-Glykoprotein sofort wieder ausgeschieden, sodass es nur an Opioid-Rezeptoren der Darmwand wirkt. Doch das Transportprotein lässt sich einfach blockieren: «Ein Glas Grapefruitsaft vor der Loperamid-Einnahme genügt», so Elsner. Das funktioniere auch mit Chinin und sei vor Einführung der Verschreibungspflicht häufig mit Limptar® gemacht worden. Eine andere Möglichkeit, um einen Opioid-Rausch mit Loperamid zu erleben, sei es, das in den Hartkapseln enthaltene Pulver zu rauchen. (dh)
   

30.05.2018 l PZ

Foto: Fotolia/alfdaur

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.