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Brustkrebs: Schlechte Prognose nach negativer Mammografie

 

In vielen Ländern ist die Brustkrebs-Früherkennung in Form eines Mammografie-Screening-Programms organisiert. Etwa 15 Prozent der Brustkrebserkrankungen werden jedoch nach einer unauffälligen Screening-Untersuchung diagnostiziert, berichten Dr. Anne Marie McCarthy und Kollegen vom Massachusetts General Hospital in Boston. Die Prognose dieser sogenannten Intervallkarzinome ist häufig schlechter als die der mittels Screening detektierten Karzinome. Die Wissenschaftler haben untersucht, welche Faktoren für solche Risikotumore prädisponieren. Ihre Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals «JAMA Oncology» vor.

 

Das Team hat die Daten von mehr als 300.000 Frauen, die zwischen 2011 und 2014 am Mammografie-Screening in den USA teilgenommen hatten, ausgewertet. In diesem Zeitraum wurden dort für alle Frauen ab dem Alter von 40 Jahren eine jährliche Mammografie-Teilnahme empfohlen. In Deutschland wird die Teilnahme am Mammografie-Screening-Programm erst Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre empfohlen.


Das Ergebnis der US-Studie: Mehr als 272.000 Mammografien waren im Studienzeitraum als unauffällig bewertet worden. 160 dieser Frauen erkrankten innerhalb eines Jahres nach der Untersuchung an einem Mammakarzinom. Dies entsprach einer Inzidenzrate von 5,9/10.000. Bei den Intervalltumoren, die zwischen den regulären Screenings auftraten, handelte es sich im Vergleich zu den mittels Screening diagnostizierten Karzinomen deutlich häufiger um aggressive Tumore, beispielsweise Karzinome, die bereits zu Lymphknoten- oder Fernmetastasen geführt hatten oder Tumore mit einem ungünstigen Rezeptorprofil.

 

Bei einem sehr dichten Brustgewebe verdoppelte sich das Risiko für ein Intervallkarzinom. Jüngeres Alter stellte einen signifikanten Risikofaktor für eine schlechte Tumorprognose dar: Frauen zwischen 40 und 49 Jahre hatten im Vergleich zur Altersgruppe 70 bis 89 Jahre ein 3,5-fach höheres Risiko für einen aggressiven Mammatumor.


Bei den Intervallkarzinomen handelt es sich vermutlich um zwei verschiedene Brustkrebstypen, schlussfolgert Dr. McCarthy. Einige Karzinome sind bei der Screeninguntersuchung zwar bereits vorhanden, werden aber durch die Röntgenaufnahme nicht entdeckt. Sie haben in der Regel eine gute Prognose, betroffen sind überwiegend ältere Frauen. Die übrigen Intervalltumore entstehen nach einer unauffälligen Mammografie neu, wachsen schneller und haben eine schlechte Prognose. Sie werden insbesondere bei jungen Frauen diagnostiziert.

 

Einige Frauen haben trotz regelmäßiger Teilnahme am Mammografie-Screening ein hohes Risiko für ein prognostisch ungünstiges Intervallkarzinom, schließen die Wissenschaftler. Sie lassen sich den Studienergebnissen zu Folge anhand der Brustdichte und des Alters identifizieren und profitieren vermutlich von zusätzlichen Früherkennungsmaßnahmen. (jl)

DOI: 10.1001/jamaoncol.2018.0352

 

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03.05.2018 l PZ

Foto: Fotolia/karelnoppe