ARD-Mittagsmagazin: ABDA kritisiert Berichterstattung |
Ein Fernsehbeitrag des ARD-Mittagsmagazins über den Versandhandel von Arzneimitteln sorgt seit Tagen für Diskussionen in den sozialen Medien. Insbesondere von Apothekerseite wird der am 26. April ausgestrahlte Bericht als unausgewogen und teilweise irreführend kritisiert. Auch monieren viele Stimmen die tendenziöse Werbung für die Versandapotheke Doc Morris. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (Foto) hat sich nun in einem offenen Brief an die ARD-Redaktionsleitung über die aus seiner Sicht verzerrende Berichterstattung beschwert.
Schmidt bemängelt, dass in dem Bericht wichtige Fakten fehlten oder aus dem Kontext gerissen seien. Auch sind aus Sicht der Apotheker viele der dargestellten Behauptungen schlichtweg falsch. So erwecke der Beitrag den Eindruck, Deutschland hätte im europäischen Vergleich besonders viele Apotheken. «Das ist nicht zutreffend», stellt Schmidt klar. Mit 24 Apotheken pro 100.000 Einwohner liege die Apothekendichte deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 31 Apotheken. Wenn zudem behauptet würde, das seien dreimal so viele Apotheken wie in Dänemark, dürfte konsequenterweise nicht unerwähnt bleiben, dass die Apotheken hierzulande vierzehn Mal so viele Einwohner versorgten wie ihre dänischen Kollegen.
Auch auf die Rabatte, die Versandapotheken aus dem EU-Ausland auf deutsche Rx-Arzneimittel geben dürfen, geht der Beitrag ein und stellt diese als Hebel zur Senkung der Gesundheitsausgaben dar. «Wenn alle Online-Apotheken Rabatte anbieten dürften, könnte das gesamte deutsche Gesundheitssystem profitieren», heißt es dort. Diese Darstellung kritisiert der ABDA-Präsident ebenfalls als falsch. «Boni beeinflussen die Ausgaben für die Gesetzliche Krankenversicherung nicht. Sie gehen an den einzelnen Patienten», stellt Schmidt richtig und weist zudem auf den Missstand hin, dass chronisch Kranke dabei sogar extra profitieren, da sie auf Kosten der Versichertengemeinschaft bereits von der Zuzahlung befreit sind.
Auch die Tatsache, dass der Beitrag den Versandhandel von Medikamenten als besonders komfortabel und praktisch promotet, kritisieren die Apotheker als zu einseitig dargestellt. Unerwähnt bleibe etwa, dass die Online-Bestellung von verschreibungspflichtigen Medikamenten mehrere Tage braucht, während die Apotheke vor Ort das Arzneimittel noch am selben Tag bereithält. Zudem lieferten die rund 250.000 Botendienste die benötigten Medikamente bei Bedarf außerdem direkt nach Hause, betont Schmidt. «Auch bei akutem Arzneimittelbedarf und im Nacht-und Notdienst kann der Versandhandel keinen Beitrag zur Versorgung leisten.»
Ärgerlich findet Schmidt auch die Darstellung, der Rx-Versandhandel habe nur 1 Prozent Marktanteil. Dabei bleibe unerwähnt, dass der Marktanteil ausländischer Anbieter rasant wächst, seit die Preisbindung für diese nicht mehr gilt, so die Kritik. Die beiden größten Anbieter hatten zuletzt selbst einen Marktanteil von bis zu 25 Prozent in den nächsten Jahren anvisiert.
Grundsätzlich halten Apotheker und andere Kritiker im Netz die Berichterstattung für tendenziös, weil sie ausschließlich den Versender Doc Morris ins Zentrum des Beitrags stelle, statt neutral über die Versandhandelsbranche als Ganze zu berichten. (et)
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02.05.2018 l PZ
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