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«Vampirkinder»: Heilmethode erfolgreich getestet

 

Erlanger Ärzte haben eine mögliche Therapie für die seltene und lebensgefährliche Erbkrankheit ektodermale Dysplasie gefunden. Vor der Geburt spritzten sie ein bestimmtes Eiweiß ins Fruchtwasser der werdenden Mutter, wie die Mediziner heute berichteten. Das normalerweise natürlich im Körper vorhandene Protein Ektodysplasin A1 (EDA1) sorge dafür, dass sich Haare, Zähne und Schweißdrüsen bilden. Bei den Zwillingen einer 40-Jährigen sowie einem weiteren Jungen sei eine Behandlung erfolgreich gewesen. Noch fehlen jedoch größere Studien.

 

Föten mit ektodermaler Dysplasie fehlt das EDA1-Protein. Die Kinder bilden daher keine Schweißdrüsen und -poren aus. Und weil sie nicht schwitzen können und ihren Körper auf diese Weise kühlen, drohen sie, an Überhitzung zu sterben – vor allem bis zum Alter von zwei Jahren ist die Krankheit lebensbedrohlich. Außerdem haben die Kinder kaum Haare, trockene Haut, und ihnen fehlen Zähne oder diese sind ungewöhnlich spitz. «Sie sehen aus wie kleine Vampire», sagte der Oberarzt der Kinderklinik und Sprecher des Zentrums für Ektodermale Dysplasien Erlangen, Holm Schneider.

 

Wird das Protein ins Fruchtwasser gespritzt, nehmen die Kinder es über das Schlucken auf. Ein bestimmter Rezeptor im Darm sorgt dann dafür, dass es in die Blutbahn gelangt. Dieses Verfahren könne man möglicherweise künftig auch bei anderen Defekten wie etwa Gaumenspalten nutzen, sagen die Wissenschaftler. Statt des Gens verändere man nur das Produkt – in diesem Fall das Eiweiß –, sagte der Direktor der Frauenklinik, Matthias Beckmann. «Das ist technisch sicher der einfachere Weg.»

 

Die auf diese Art behandelten Kinder können normal schwitzen. Mit dem Mikroskop untersuchten die Ärzte Fußsohlen und Handflächen der Kinder und stellten fest: «Sie haben genauso viele Schweißporen wie eine gleichaltrige Kontrollperson», sagte Schneider. Auch bei einer weiteren Frau wurde das Verfahren angewendet – jedoch nur einmalig, denn das Ersatzprotein war nicht mehr verfügbar. Deren Sohn habe eine «etwas geringere Schwitzfähigkeit» als die Zwillinge, sagte Holm. «Aber das ist in unseren Breitengraden ausreichend.»

 

In vorherigen Versuchen hatten die Ärzte herausgefunden, dass die Therapie nur vor der Geburt wirksam ist, denn nur dann besteht noch die Chance, dass die Schweißdrüsen gebildet werden. Sie werden zwischen der 20. und der 30. Schwangerschaftswoche angelegt. Amir Yazdi, Sprecher des Zentrums für seltene Hauterkrankungen an der Universität Tübingen, vermutet, dass auch die klinische Studie erfolgreich sein wird: «Es wird reproduzierbar sein, denn der Mechanismus ist ja entschlüsselt.» Noch seien es zwar zu wenig Patienten und ein zu früher Zeitpunkt, um etwas über die langfristigen Folgen sagen zu können. Er könne sich jedoch kaum Langzeit-Nebenwirkungen vorstellen, denn «man modifiziert hier ja keine Gene». Der Erfolg des Versuchs sei «super». Auch der Mut der Eltern sei toll – der Leidensdruck der Betroffenen sei groß. Ihre Ergebnisse haben die Erlanger Ärzte im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.

 

Etwa 20 bis 30 Kinder werden pro Jahr in Deutschland mit dem bisher unheilbaren Gendefekt geboren. Weil die Krankheit so selten ist, hat die Pharmaindustrie kein Interesse an der Entwicklung von Medikamenten. Dabei sterben auch bei uns Kinder an dieser Krankheit, wenn sie nicht erkannt wird. Die Sterblichkeit liegt laut Holm in unseren Breiten zwischen 2 und 20 Prozent. Die fränkischen Forscher wollen im kommenden Jahr mit Hilfe einer gemeinnützigen Stiftung eine klinische Studie machen. Ziel ist ein zugelassenes Therapieverfahren.

 

26.04.2018 l dpa

Foto: Fotolia/Mardre

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