Studie: Placebo-Effekt verstärkt Immunsuppression |
Ist das Immunsystem erst einmal medikamentös unterdrückt, lässt es sich auch von Placebos beeindrucken. Dies zeigten Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen zusammen mit Kollegen der Harvard Medical School, USA, an einer kleinen Gruppe von nierentransplantierten Menschen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Die Forscher nutzten in der Studie die Technik der Geschmacks-Immun-Konditionierung. 30 nierentransplantierte Patienten bekamen ihr gewohntes Immunsuppressivum (Ciclosporin A oder Tacrolimus) zusammen mit einem ungewohnt aussehenden, fremdartig schmeckenden Getränk. An bestimmten Tagen erhielten sie – neben der gewohnten Morgen- und Abendmedikation – zu anderen Tageszeiten das auffällige Getränk mit einem Placebo. Die Blutanalysen zeigten, dass sich die T-Zell-Proliferation verminderte, wenn das Placebo zusätzlich gegeben wurde. Die reduzierte T-Zell-Proliferation kann nicht auf veränderte Plasmaspiegel der Immunsuppressiva zurückgeführt werden, da weder die Spiegel von Cyclosporin A noch von Tacrolimus an den Messtagen signifikant abwichen.
Der Lernprozess steigerte offenbar die Wirkung der immunsuppressiven Medikation, ohne dass diese im Lauf der Studie verändert wurde, schreiben die Autoren um Julia Kirchhof in der Publikation. Obwohl die Forschungen noch in einem frühen Stadium sind, halten sie es für möglich, dass die erlernte Immunantwort künftig gezielt dazu genutzt werden könnte, eine immununterdrückende Behandlung bei Nierentransplantierten zu optimieren. Damit könne man beispielsweise die Dosis des Immunsuppressivums senken und damit auch die Nebenwirkungsrate. (bmg)
DOI: 10.1073/pnas.1720548115
18.04.2018 l PZ
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