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Generika-Branche: Preisdruck ohne Ende

 

Kontinuierlich steigende Qualitätsanforderungen einerseits, extrem regulierte Niedrigpreise auf der anderen: Die Generika-Hersteller sehen sich unter enormem Druck und warnen vor den Folgen für die Versorgungssicherheit. Doch die Politik tut sich mit einem Umdenken bei Rabattverträgen und Co. schwer. Das wurde bei der Podiumsdiskussion des Herstellerverbands Pro Generika in Berlin deutlich.

 

Während die Nachfrage nach Generika stetig ansteigt, fallen die Einnahmen aufgrund der Preisregulierungen immer geringer aus, wie der Vorstandsvorsitzende von Pro Generika, Wolfgang Späth, deutlich machte. «Seit 2009 haben wir 70 Prozent mehr Menge produziert, die Netto-Einnahmen sind dabei um 50 Prozent gesunken.»

 

Der Anteil von Generika an der Arzneimittelversorgung liegt mittlerweile bei 78 Prozent. Am Arzneimittelumsatz der Gesetzlichen Krankenversicherung beträgt ihr Anteil aber nur 22 Prozent. Die durchschnittliche Tagesbehandlung mit einem Generikum kostet die Kassen nur sechs Cent (Herstellerabgabepreis). Das ist laut Verband europaweit der niedrigste Wert. Dabei machen den Herstellern zunehmend auch die wachsenden Kosten aufgrund steigender Qualitäts- und Produktionsanforderungen zu schaffen. Allein die Umsetzung der EU-Fälschungsrichtlinie Securpharm kostet sie 5 Cent pro Packung, betonte Späth.

 

Viele Wirkstoffe werden aus Kostengründen daher mittlerweile nur noch im Ausland produziert. Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der zu Beginn in einem Impulsvortrag die Bedeutung und Effizienz von Generika dargelegt hatte, appellierte an die Politik, den Pharmastandort Deutschland zu stärken. Dazu wünsche er sich die Fortführung des Pharmadialogs. «Letztlich geht es auch um eine bessere Planungssicherheit für Arzt und Apotheker», so der Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker.

 

Die Kausalität zwischen Preisdruck und Lieferengpässen wird schon seit Jahren diskutiert. Passiert ist jedoch seither wenig. Zwar wurden im Mai 2017 mit dem Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz bei Zytostatika und Impfstoffen Rabattauschreibungen verboten. Doch bei anderen oft auch versorgungskritischen Wirkstoffen, wie etwa Reserve-Antibiotika, sind Exklusivverträge der Kassen mit nur einem Hersteller nach wie vor Praxis. Die dadurch zunehmende Angebotsverengung auf nur noch wenige Anbieter macht den Markt anfällig für Versorgungsprobleme. Die Folgen hierzulande waren im vergangenen Jahr erneut anhand der großen Zahl von Lieferengpässen etwa bei Reserve-Antibiotika oder Impfstoffen spürbar.

 

Die Politik sieht dennoch keinen direkten gesetzgeberischen Handlungsbedarf. «Wir sind aktuell in einer recht komfortablen Lage. Wir müssen nicht jedes Jahr Arzneimittel-Themen behandeln», so der Arzneimittelexperte der Union, Michael Hennrich (CDU). Er halte es für schwierig, die Bedingungen national so verändern zu können, dass wieder mehr Unternehmen hier produzieren. Bei Generika sei es eher auf europäischer Ebene möglich, Impulse zu setzen. Was die Lieferproblematik betrifft, so will Hennrich abwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt. Die Fortführung des Pharmadialogs sieht der CDU-Politiker dabei als geeigneten Weg, um längerfristig dann Lösungen zu finden.

 

Um zunächst einen Überblick über die Problematik zu bekommen, hält Kordula Schulz-Asche, Gesundheitsexpertin der Grünen, verbindliche Meldepflichten für Lieferprobleme im ambulanten Bereich für sinnvoll. Den Pharmadialog sieht auch sie als beste Möglichkeit, das Thema genauer zu beleuchten, fordert aber eine bessere Einbeziehung des Parlaments. «Zudem sollen Patientenvertreter und Versichertenverbände am Dialog beteiligt werden.»

 

Die SPD favorisiert ebenfalls zunächst eine verbindliche Meldepflicht um einen Überblick über die tatsächliche Versorgungslage zu erhalten. «Ich möchte sehen, was ist wirklich Fakt - dann können wir auch handeln», sagte SPD-Arzneimittelexpertin, Martina Stamm-Fibich. Änderungen am Rabattvertragssystem sind für die Politik aktuell keine Option. (et)

 

21.04.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Natalia Merzlyakova

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