Chagas: Vergessene Krankheit fordert 12.000 Tote |
Wer oder was ist Chagas? Die parasitäre Erkrankung gehört zu den vernachlässigten Krankheiten, obwohl daran jedes Jahr sechs Millionen Menschen weltweit erkranken und rund 12.000 sterben. Zum Welt-Chagas-Tag am 14. April startet die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) eine Kampagne, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen, die vor allem in Lateinamerika grassiert. Entdeckt wurde sie 1909 vom brasilianischen Arzt Carlos Chagas.
Erreger ist der Parasit Trypanosoma cruzi. Die Ansteckung erfolgt durch Bisse von infizierten nachtaktiven Raubwanzen (Triatominae) oder Kontakt mit deren Kot oder Urin. Die Insekten leben in Wand- und Dachritzen von Lehm- und Strohhütten und infizieren daher vor allem Menschen in schlechten Lebensverhältnissen. Gegen die Wanzen kann man sich mit speziellen Repellenzien und imprägnierten Insektennetzen schützen. Die Infektion kann auch durch Bluttransfusion übertragen werden.
Symptome der akuten Phase sind Fieber, Luftnot und Bauchschmerzen; als Komplikationen können Darmlähmung und Meningoenzephalitis auftreten. Aber nur ein Drittel der Infizierten zeigt überhaupt akute Symptome, sodass die Infektion oft unbemerkt bleibt und chronisch wird. 90 Prozent der Infizierten wüssten nicht, dass sie den Erreger in sich tragen, schreibt die Hilfsorganisation in einer Pressemeldung.
Oft erst nach vielen Jahren treten Symptome einer progressiven Schädigung des Herzens, der Verdauungsorgane und des Nervensystems auf. Die Info-Kampagne der Organisation heißt «Ein großes Herz ist nicht immer etwas Gutes», denn kardiale Komplikationen wie Rhythmusstörungen oder Herzversagen zählen zu den häufigsten Todesursachen von erwachsenen Chagas-Patienten.
«Da es keine systematischen Diagnoseprogramme gibt, ist die Zahl der Erkrankten sicher zu niedrig geschätzt. Viele sterben, ohne überhaupt zu wissen, dass sie infiziert waren», sagt der ÄoG-Epidemiologe Juan-Carlos Cubides. Die Diagnose ist kompliziert, und es gibt nur zwei Medikamente zur Therapie: Benznidazol (erste Wahl) und Nifurtimox. Diese wurden vor mehr als 40 Jahren entwickelt. Die Therapie sei oft sehr belastend. In der akuten Phase können laut ÄoG alle Erkrankten geheilt werden, doch je länger die chronische Phase anhält, umso schwieriger wird eine Heilung. (bmg)
13.04.2018 l PZ
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