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Säuglingssterblichkeit: Deutschland kann noch besser werden

 

In Deutschland liegt einem aktuellen Unicef-Bericht zufolge die Säuglingssterblichkeit bei 2,3 von 1000 Lebendgeborenen. Das ist laut Deutscher Gesellschaft für perinatale Medizin (DGPM) jeder 435. Säugling, der den ersten Lebensmonat nicht überlebt. Im internationalen Vergleich liegen 21  von 184 ausgewerteten Ländern vor Deutschland bei den Überlebensraten – damit liegt Deutschland zu weit hinten, meint der DGPM-Vorsitzende Professor Dr. Franz Kainer. Spitzenreiter weltweit ist Japan mit einer Inzidenz von 0,9 pro 1000 Lebendgeburten. Schlusslicht ist Pakistan mit 45,6 pro 1000 Lebendgeburten.

Kainer sieht hierzulande abgesehen von der Methodik bei der Ermittlung der Zahlen kein medizinisches, sondern ein politisches Problem. «Die Politik muss strukturelle Bedingungen schaffen, dass bei uns mehr Säuglinge überleben», fordert Kainer in einer Pressemitteilung der DGPM. Für Hochrisikofälle wie besonders früh geborene Kinder gebe es nur sehr wenige Geburtskliniken mit sehr hoher Expertise. «Nur 16 der 700 Geburtskliniken in Deutschland haben mehr als 3000 Geburten im Jahr. Dagegen haben wir mehr als 500 kleine Geburtsabteilungen, die nicht einmal auf 1000 Geburten kommen», erklärt Kainer. «Sie haben den Vorteil, dass sie wohnortnah sind – allerdings heißt das oft  mit gravierenden Abstrichen in der Qualität, da sie nicht kostendeckend arbeiten können.» Das bedeute konkret, dass es dort an Hebammen, qualifizierten Ärzten und Ausstattung mangelt.

Im Koalitionsvertrag der Großen Koalition ist ein Ziel der Ausbau der wohnortnahen Geburtshilfe. Das befürwortet auch die DGPM, weist aber auf die Notwendigkeit einer ausreichenden Finanzierung für die entsprechende Ausstattung hin. «Für Deutschland wäre es sinnvoll, dass einerseits genügend große Zentren für Hochrisikogeburten zur Verfügung stehen und andererseits kleine Kliniken so ausgestattet werden, dass die Qualität stimmt – auch wenn sie dann nicht kostendeckend sind», meint Kainer. Hier sei die Politik gefragt. «Wenn die Politik vorgibt, dass Qualität keine Rolle spielt, werden weiterhin in Deutschland ein paar hundert Kinder mehr versterben, die überleben könnten.»

Die DGPM fordert daher einen «Nationalen Plan für Geburtshilfe». Dabei solle als erstes festgelegt werden, wo noch Kliniken mit hohem Niveau fehlen, wie viele Topzentren das Land braucht und welche Häuser unterfinanziert sind. Mit einem solchen Plan könne Deutschland seinen Platz im Vergleich weltweiten Vergleich der Säuglingssterblichkeit noch weiter ausbauen.

Jedes Jahr sterben Unicef zufolge 2,6 Millionen Neugeborene, bevor sie einen Monat alt werden. Nochmals 2,6 Millionen Babys werden tot geboren. Die WHO fordert einfache Maßnahmen, um die Säuglingssterblichkeit zu senken: Saubere, funktionierende Räumlichkeiten mit fließend Wasser, Seife und Strom müssen für jede Schwangere erreichbar sein. Es muss genügend geschultes Personal geben. Mädchen, Frauen und Familien müssten gestärkt werden, eine qualitativ hochwertige Versorgung einzufordern. Zudem sollten die zehn wichtigsten Arzneimittel und Ausstattungsgegenstände für jede Mutter und jedes Kind erschwinglich sein, darunter Antibiotika, Chlorhexidin, Nährstoffpräparate wie Eisen und Folsäure, Tetanus-Impfstoffe, Thermometer, Ambu-Bags zur Beatmung und Decken. (dh)

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02.03.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Olesia Bilkei

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