Pflegebedürftige Senioren: Oft sind die Zähne marode |
Ältere pflegebedürftige Menschen haben eine schlechtere Mund- und Zahngesundheit als Senioren ohne Pflegebedarf. «Pflegebedürftigkeit ist ein großer Risikofaktor für Karies und Parodontitis bei älteren Menschen», berichtete Dr. Christina Grünberg, Zahnärztin an der LMU München, beim WIPIG-Fortbildungstag in München. Die Deutsche Mundgesundheitsstudie 2016 (DMS V) hat gezeigt, dass sich die Mundgesundheit über alle Generationen und sozialen Schichten hinweg verbessert hat. Dennoch gebe es deutliche Unterschiede bei den Senioren zwischen 75 und 100 Jahren. Etwa ein Drittel der untersuchten Personen ohne Pflegegrad hatte keine eigenen Zähne mehr, während von den Senioren mit Pflegebedarf jeder zweite zahnlos war. In Pflegeheimen werde wenig auf Mundhygiene geachtet, berichtete Grünberg aus der Praxis.
Zur Vorbeugung von Zahnschäden solle man zweimal täglich die Zähne putzen und die Zunge reinigen sowie abends die Zahnzwischenräume und eine Zahnprothese putzen. Nach Verzehr saurer Lebensmittel oder Getränke, zum Beispiel Orangensaft, Obst, Weißwein oder Essig, müsse man unbedingt 30 Minuten warten mit dem Zähneputzen, sagte die Referentin. «Mit Backpulver oder Wasser spülen beseitigt die Säure nicht.» Mundspüllösungen seien nur bei speziellen Indikationen, zum Beispiel postoperativ, angezeigt. «Spülungen können das mechanische Putzen nicht ersetzen.»
Herausnehmbare Zahnprothesen sind einmal täglich außen und innen mit Flüssigseife oder speziellen Reinigungsmitteln zu reinigen. Grünberg warnte vor der Verwendung von Zahnpasta, da die enthaltenen Abrasivstoffe die künstlichen Zahnflächen aufrauen. Nach jeder Mahlzeit solle der Prothesenträger den Mund ausspülen und die Schleimhaut unter der Prothese mit einer weichen Bürste reinigen. Schmerzhafte Druckstellen müsse der Zahnarzt oder -techniker beseitigen. Neben der persönlichen Zahn- und Mundpflege empfahl Grünberg alle neun bis zwölf Monate eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt. Wer an manifester Parodontitis leidet, sollte öfter zur Zahnreinigung.
Das Zahnpflegeprogramm gilt auch für pflegebedürftige Menschen. Die Zahnärztin empfahl die Pflege mit einer Dreiseitenbürste. Diese Spezialbürste wird auf die Zahnreihe aufgesetzt, sanft angedrückt und sechsmal langsam hin und her bewegt. Damit könne man zeitgleich zwei Zähne reinigen. Abends wird dann die Prothese gereinigt. Bei dementen Menschen könne man mit Beißkeil – «keine Finger in den Mund stecken» – und Dreiseiten-Zahnbürste arbeiten. Beide Instrumente sind laut Grünberg spülmaschinengeeignet. (bmg)
Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS)
05.03.2018 l PZ
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