Malaria-Mücken: Dreitägige Ivermectin-Einnahme soll helfen |
Werden Menschen in Screening-Programmen über drei Tage mit dem antiparasitären Mittel Ivermectin behandelt, verenden Anopheles-Mücken, die das Blut dieser Menschen saugen, deutlich schneller. So könnte sich die Malaria-Prävalenz in betroffenen Gebieten um bis zu 61 Prozent reduzieren, rechnen Forscher der Jaramogi Oginga Odinga Teaching and Referral Hospital in Kisumu, Kenia, jetzt in der Fachzeitschrift «The Lancet» vor. In Gebieten mit relativ geringer Prävalenz, in denen 10 Prozent der Bevölkerung betroffen ist, könnte das Vorkommen auf unter 0,1 Prozent sinken. In Gebieten mit hohen Übertragungsraten in Gebieten südlich der Sahara könnte die Prävalenz sogar je nach Ivermectin-Dosis um 54 bis 61 Prozent sinken, hoffen die Forscher um Erstautor Dr. Menno Smit von der Liverpool School of Tropical Medicine in Großbritannien.
Die Hochrechnungen basieren auf einer Studie mit 141 erwachsenen Malaria-Patienten, die zusätzlich zu einer Behandlung mit Dihydroartemisinin-Piperaquin (DP) entweder drei tagelang zusätzlich 600 oder 300 µg/kg Ivermectin pro Tag oder Placebo erhielten. Die Forscher nahmen Blutproben und verfütterten diese im Labor an Anopheles-Mücken. Zwei Wochen nach der Blutmahlzeit von Ivermectin-Patienten waren 93 beziehungsweise 97 Prozent der Moskitos tot im Vergleich zu 41 Prozent der Tiere in der Vergleichsgruppe. Der Effekt auf die Mortalität der Moskitos hielt einen ganzen Monat an.
Insbesondere in der niedrigeren Dosierung war Ivermectin gut verträglich, mit nur einer schweren Nebenwirkung in der 300 µg/kg-Ivermectin-Gruppe in Form eines anaphylaktischen Schocks. Unter 600 µg/kg Ivermectin trat einmal eine Herz-Rhythmus-Störung auf, die aber vermutlich auf das Malariamedikament zurückzuführen ist. Am häufigsten traten leichte und vorübergehende Sehstörungen während der Behandlungstage mit Ivermectin auf.
Laut Erstautor Smit ist dies die erste Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit einer mehrfachen Hochdosis-Therapie mit Ivermectin am Menschen auf die Moskito-Mortalität zeigt. «Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass eine Dosis von 300 µg/kg Ivermectin täglich über drei Tage ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis zeigt.» Allerdings bleibt einzuschränken, dass Sicherheit, Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Kindern noch untersucht werden muss. Unklar ist auch, ob die Labormücken mit ihrer Empfindlichkeit gegenüber Pyrethroiden und anderen Insektziden der Realität von Wildpopulationen entsprechen.
Sollte sich der Ansatz als praktikabel herausstellen, könnten die dreitägige Ivermectin-Behandlung im Rahmen von Massenbehandlungen theoretisch auch das Vorkommen anderer von Mücken übertragenden Erkrankungen wie Zika, Dengue, Westnil-Fieber oder auch der durch Tsetse-Fliegen übertragenen Afrikanischen Schlafkrankheit reduzieren. (dh)
DOI: 10.1016/S1473-3099(18)30163-4
28.03.2018 l PZ
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