Krankenkassen: Finanzreserven auf Rekordniveau |
Die Krankenkassen hatten Ende 2017 rund 3,15 Milliarden Euro auf der hohen Kante, das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahr (2016 rund 1,62 Milliarden Euro). Insgesamt können sie sich damit zum Jahresabschluss über ein Finanzpolster von mehr als 19 Milliarden Euro freuen. Wie das Bundesgesundheitsministerium heute bekannt gab, liegt damit die durchschnittliche Finanzreserve aller Kassen etwa bei einer Monatsausgabe und damit viermal so hoch wie die gesetzlich festgelegte Mindestreserve.
Für den amtierenden Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sind die Zahlen ein guter Abschied aus dem Amt, wenn er nach dem erhofften Zustandekommen der Großen Koalition an seinen Nachfolger Jens Spahn (CDU) übergibt. Die gute Finanzsituation der Kassen zeige, dass es richtig war, die Versicherten mit notwendigen Verbesserungen, etwa im Bereich der Prävention, der Hospiz- und Palliativversorgung oder der Stärkung von Stationspflege und Hygiene im Krankenhaus, zu unterstützen und zugleich den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz für 2018 abzusenken, so Gröhe. «Alles spricht dafür, dass die Gesetzliche Krankenversicherung auch im Jahr 2018 schwarze Zahlen schreibt», betonte er.
Insgesamt haben die Kassen im vergangenen Jahr 4,3 Prozent mehr Geld eingenommen als 2016, nämlich 233,72 Milliarden Euro. Die Ausgaben erhöhten sich um 3,5 Prozent auf rund 230,56 Milliarden Euro. Sie lagen damit weit unter dem Wert, den die Vertreter der Kassen im sogenannten Schätzerkreis prognostiziert hatten. Diese waren von einem Ausgabenanstieg von 4,2 Prozent ausgegangen, die Vertreter des Bundes von 3,8 Prozent.
Bei den Arzneimitteln haben die Kassen 2017 mit rund 39,88 Milliarden Euro etwa 1,42 Milliarden Euro mehr ausgegeben als 2016. Das entspricht einem Zuwachs von 4 Prozent. Pro Versichertem liegen die Ausgaben damit um 2,8 Prozent höher als im Vorjahr. Die Einsparungen bei den Arzneimittelausgaben durch Rabattverträge mit Pharmaherstellern konnten die Kassen erneut um 4,3 Prozent steigern. Am Gesamtkuchen der GKV-Ausgaben haben die Arzneimittel aus Apotheken und von Sonstigen einen Anteil von 17 Prozent.
Im Heilmittelbereich lagen die Ausgaben um 4,5 Prozent höher als im Vorjahr. Dieser laut BMG überproportionale Anstieg basiert auf den gesetzlich verfügten Honoraranpassungen bei den Heilmittelerbringern, die seit dem 2. Quartal 2017 gelten. Der Ausgabenanstieg bei den Hilfsmitteln fiel mit 2,8 Prozent hingegen deutlich geringer aus.
Während die Kassen insgesamt zwar über ein dickes Finanzpolster verfügen, sieht es mit Blick auf die Lage des Gesundheitsfonds nicht so rosig aus. Dort befanden sich mit Stichtag 15. Januar 9,1 Milliarden Euro im Topf. Auf der Einnahmenseite konnte der Fonds 2017 zwar aufgrund der sehr guten Wirtschaftslage und der Beschäftigungsentwicklung einen Zuwachs der beitragspflichtigen Einnahmen von 4,4 Prozent verbuchen. Auf der Ausgabenseite steht aber dennoch ein Minus von 482 Millionen Euro. (et)
02.03.2018 l PZ
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