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Studie: Starker Ultraschall könnte Autismus-Risiko erhöhen

 

Immer mehr Kinder erkranken an Autismus. Angesichts der starken Zunahme vorgeburtlicher Ultraschalluntersuchungen stellt sich die Frage, ob hier ein Zusammenhang besteht. US-Wissenschaftler haben nun Hinweise darauf gefunden, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit möglicherweise bei einer hohen Eindringtiefe der Schallwellen steigt. Die Dauer und die Häufigkeit der Ultraschalluntersuchungen scheinen hingegen keinen Einfluss auf das Autismus-Risiko zu haben, schreiben den Forscher vom Boston Medical Center im Fachjournal «JAMA Pediatrics».

Bei der sonografischen Bildgebung werden hochfrequente Schallwellen zur Darstellung von Organstrukturen genutzt. Obwohl der Ultraschall im Gegensatz zur Röntgendiagnostik mit keiner Strahlenbelastung verbunden ist, wird bei jeder Untersuchung Energie an das Gewebe abgegeben. Bioeffekte durch mechanische und thermische Belastungen sind daher nicht auszuschließen. Insbesondere bei Nutzung der hochenergetischen Dopplerverfahren, mit deren Hilfe beispielsweise der Blutfluss in den Gefäßen beurteilt werden kann, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Überwärmung der untersuchten Strukturen. In Deutschland hat jede Schwangere gemäß den Mutterschaftsrichtlinien Anspruch auf drei Ultraschalluntersuchungen. Zusätzliche Messungen sind jedoch keine Seltenheit.

Untersuchungen an Tieren deuten darauf hin, dass die Ultraschallenergie die vorgeburtliche Gehirnentwicklung ungünstig beeinflussen kann. Um zu klären, ob auch bei menschlichen Feten Schäden drohen, haben die Forscher aus Boston die pränatale Ultraschallbelastung von 107 Kindern mit einer Erkrankung des autistischen Formenkreises quantifiziert. Das Vergleichskollektiv bildeten 104 entwicklungsverzögerte sowie 209 normal entwickelte Kinder. Ausgewertet wurden die Anzahl und Dauer der Scans, der Zeitpunkt der Untersuchungen (erstes, zweites, drittes Schwangerschaftsdrittel) sowie die Schallintensität (Eindringtiefe der Ultraschallwellen, Bildwiederholungsrate, mechanischer und thermischer Index). Auch Dopplermessungen sowie drei- und vierdimensionale Untersuchungsverfahren gingen in die Analyse ein.

Das Ergebnis: In allen drei Studienkollektiven waren die Mütter im Mittel sechsmal pränatalsonografisch untersucht worden. Auch bezüglich der Untersuchungsdauer ließ sich kein Zusammenhang mit einer späteren Autismus-Erkrankung der Kinder nachweisen. Gleiches galt für die Bildwiederholungsrate sowie den mechanischen und thermischen Index und die Doppler-Exposition. Die Wissenschaftler fanden jedoch eine Assoziation mit der durchschnittlichen Eindringtiefe der Schallwellen: Die Kinder mit einer späteren Autismus-Spektrum-Störung waren im Vergleich zu den entwicklungsverzögerten sowie den unauffälligen Kindern während der Fetalperiode gegenüber Schallwellen mit einer größeren Eindringtiefe exponiert gewesen. Die Differenz betrug allerdings nur wenige Millimeter.

Bezüglich des Schädigungspotenzials des vorgeburtlichen Ultraschalls besteht weiterer Forschungsbedarf, sagt der Erstautor der Studie, der Pädiater und Neurologe Dr. Paul Rosman. Auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnt vor einer unreflektierten Nutzung der Technologie: Angesichts der möglichen Gewebeeffekte sollte auf unnötige Untersuchungen verzichtet und die Untersuchungsdauer auf das erforderliche Minimum begrenzt werden. (jl)

DOI: 10.1001/jamapediatrics.2017.5634

 

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23.02.2018 l PZ

Foto: Fotolia/nyul

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