Pharmazeutische Zeitung online

Stickoxide: Auch bei kurzer Belastung gefährlich

 

Die vor allem von Dieselmotoren und Heizanlagen freigesetzten Stickoxide sind nicht nur bei Dauerbelastung gesundheitsschädlich. Auch in ansonsten sauberer Luft erhöht ein vorübergehender, rascher Anstieg der Stickoxid-Konzentration das Herzinfarkt-Risiko. Das haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena herausgefunden, indem sie bei knapp 700 Herzinfarkt-Patienten nachträglich die Schadstoffbelastung der Luft zum Zeitpunkt des Einsetzens der Beschwerden analysierten. Wie die Forscher um Marius Rasche im Fachjournal «Preventive Cardiology» ausführen, ergab die Auswertung einen annährend linearen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Stickoxid-Anstiegs innerhalb von 24 Stunden und dem Herzinfarkt-Risiko.

 

Jena hat normalerweise relativ saubere Luft. Wie die Universitätsklinik mitteilt, wurden die derzeit geltenden europäischen Grenzwerte für alle gemessenen Schadstoffe im Beobachtungszeitraum zwischen 2003 und 2010 nur an wenigen Tagen überschritten. Die Daten stammten vom Thüringer Landesamt für Umwelt und Geologie. Berücksichtigt wurden neben dem Stickoxid auch die Ozon- und die Feinstaub-Werte. In die Analyse eingeschlossen wurden Patienten, die wegen eines akuten Herzinfarkts in die Uniklinik gekommen waren, deren Wohnsitz im Umkreis von 10 km um das Krankenhaus lag und bei denen sich der Zeitpunkt des Einsetzens der Symptome genau rekonstruieren ließ.

 

Erhöhte sich die Stickoxid-Konzentration innerhalb eines Tages um 20 µg pro m3, bedeutete das nahezu eine Verdopplung des Herzinfarkt-Risikos (Anstieg um 121 Prozent), eine Zunahme um 8 µg pro m3 immerhin noch ein Plus um 73 Prozent. Die Gegenprobe bestätigte den Zusammenhang: Ein Rückgang um mehr als 8 µg pro m3 ging mit einer Risikoreduktion von 60 Prozent einher. Bei der Feinstaub-Belastung war keine Korrelation erkennbar, beim Ozon waren die Ergebnisse nicht eindeutig.

 

«Rasche Anstiege der Stickoxid-Konzentrationen treten auch in einer vermeintlich sauberen Stadt wie Jena etwa 30-mal pro Jahr auf», erläutert Seniorautor Dr. Florian Rakers. Auslöser könnten ein ungewöhnlich hohes Verkehrsaufkommen sein oder eine Wetterlage, die eine Smogentwicklung begünstigt. Die aktuellen EU-Grenzwerte tragen dem nicht Rechnung; sie liegen für Stickoxid bei 200 µg pro m3 in der Stunde sowie 40 µg pro m3 im Jahresmittel. «Wegen der klinischen Relevanz unserer Ergebnisse sollten dringend Untersuchungen in größerem Maßstab und anderen geografischen Regionen durchgeführt werden, um dann gegebenenfalls die EU-Grenzwerte um eine dynamische Komponente zu erweitern», so Rakers. (am)

 

DOI: 10.1177/2047487318755804

 

16.02.2018 l PZ

Foto: Fotolia/fotohansel

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.