Securpharm auf der Zielgeraden: «Etliche fehlen noch» |

Wenn in fast genau einem Jahr das neue europäische Schutzsystem für Arzneimittel startet, wird Arzneimittelfälschern ihr kriminelles Handwerk erheblich erschwert – vorausgesetzt, alle Beteiligten im Arzneimittelmarkt machen tatsächlich mit. Derzeit sieht es allerdings so aus, als gebe es bei der dafür nötigen technischen Vernetzung der Nutzer noch Luft nach oben. Zum Beginn des Endspurts macht die Initiative Securpharm, die die EU-Fälschungsschutzrichtlinie in Deutschland umsetzen soll, entsprechend Druck.
«Wir liegen mit dem Aufbau des neuen Schutzsystems absolut im Plan», betonte Securpharm-Vorstandssprecher Reinhard Hoferichter heute. Damit das System pünktlich zum 9. Februar 2019 steht, müssten sich aber noch etliche Marktteilnehmer daran anbinden, forderte er. Vor allem bei den Krankenhäusern sieht Hoferichter erheblichen Nachholbedarf. Bis dato habe sich erst ein einziges Krankenhaus an Securpharm angebunden und die Arbeit mit dem System erprobt. «Hier besteht großer Zeitdruck», so Hoferichter. Die Anbindung der Apotheken und Großhändler nehme hingegen «planmäßig» Fahrt auf.
Das Securpharm-System steht Nutzern seit 2013 zum Training zur Verfügung. Es liegt in deren Verantwortung, sich rechtzeitig an das nationale System anzuschließen. «Die Errichtung eines europäischen Netzwerkes gegen gefälschte Arzneimittel ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung, die von den Systemnutzern nur durch eine frühzeitige Anbindung und eine entsprechende Trainingsphase gemeistert werden kann», unterstrich Hoferichter.
Mit der Fälschungsrichtlinie 2011/62/EU will die Europäische Union verhindern, dass Arzneimittelfälschungen in Europa in die legale Lieferkette eindringen. Dafür hat sie schon vor sieben Jahren festgelegt, dass ab dem 9. Februar 2019 verschreibungspflichtige Medikamente bis auf wenige Ausnahmen nur noch mit Sicherheitsmerkmal und Seriennummer in Verkehr gebracht werden dürfen. In Deutschland hat Securpharm – ein Non-Profit-Projekt von Pharmaindustrie, Apothekern und Großhändlern – die entsprechende Technik entwickelt.
Nutzer dieses Systems – Pharmaunternehmen, Großhändler, Apotheken und Krankenhäuser – müssen sich daran anschließen, um die Daten für die gesetzlich geforderte Echtheitsprüfung von Arzneimittelverpackungen anhand der individuellen Seriennummer austauschen zu können. Das erfordert Einsatz – den zumindest die Pharmaunternehmen zuletzt durchaus gezeigt hätten, bilanziert Securpharm. Der Handlungsbedarf sei offenbar erkannt worden; bislang seien 200 Pharmaunternehmen an Bord. «Etliche fehlen aber noch immer.» Securpharm empfiehlt den Unternehmen, die noch nicht angeschlossen sind, dies schnellstmöglich zu tun, «sonst könnte es für einzelne Hersteller knapp werden». (cd)
08.02.2018 l PZ
Foto: Securpharm