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Qualitätsbericht: Kritik an Betreuung in Pflegeheimen

 

Schlecht versorgte Wunden, zu wenig Hilfe beim Essen, unzureichende Beatmung: Zehntausende Pflegebedürftige werden in Deutschlands Heimen Opfer mangelhafter Betreuung. In einigen zentralen Bereichen hat sich die Qualität der Pflege binnen weniger Jahre sogar verschlechtert, wie ein heute in Berlin präsentierter Qualitätsbericht der Medizinischen Dienste der Krankenkassen (MDK) zeigt. Trotz insgesamt guter Ergebnisse gebe es «Fehlentwicklungen», sagte Gernot Kiefer vom Vorstand des Kassen-Spitzenverbands.

 

So bekam rund jeder vierte Bewohner, der eine Wundversorgung braucht, diese 2016 nicht ausreichend oder hygienisch unzulänglich. Drei Jahre zuvor war es nur rund jeder fünfte. Hier gebe es großen Handlungsbedarf, sagte Kiefer. Bei jedem vierten Bewohner wurde das Gewicht nicht kontrolliert, obwohl Gefahr für Gewichtsverlust bestand und sich dann die Pfleger nicht extra um Essen und Trinken kümmern. 2013 war dies nur jeder zehnte.

 

Leichte Verbesserungen gab es bei der Vorbeugung vor Druckgeschwüren. Allerdings wurde dies weiter in jedem fünften Fall, in dem es nötig gewesen wäre, versäumt. 12,3 Prozent der Bewohner, die Hilfe bei Arzneien brauchen, bekamen falsche oder nicht sachgerechte Medikamente. Der Anteil der Heime, die speziell vor Stürzen vorbeugen, stieg von 86 auf 92 Prozent. Fast jeder zehnte Bewohner (8,9 Prozent) bekam zuletzt Bauchgurte oder andere freiheitsentziehende Maßnahmen verabreicht – nach 12,5 Prozent 2013.

 

Auch ambulant werden Betroffene regelmäßig Risiken unzureichender Pflege ausgesetzt. So wurde bei jedem vierten künstlich beatmeten Pflegebedürftigen die Beatmung nicht sachgerecht durchgeführt oder dokumentiert. Nur jeder fünfte Betroffene bekommt von seinem Pflegedienst genügend Beratung über Leistungen, Vorbeuge-Möglichkeiten oder den Umgang mit Demenz. Mehr als jeder dritte Pflegedienst wies bei Prüfung der Abrechnungen mindestens eine Auffälligkeit auf, fast sieben Prozent sogar häufige Auffälligkeiten.

 

Auch MDK-Geschäftsführer Peter Pick sprach von existierenden Problemen. Er betonte aber, oft werde die Pflegequalität durchweg negativ dargestellt. Das sei ein «Zerrbild». Kiefer räumte ein, dass sich der neue Pflege-TÜV mit einem besseren Notensystem weiter verzögert. 2019 solle die Einführung beginnen, im Jahr darauf sollten die Heime flächendeckend nach neuen Kriterien bewertet werden.

 

Ursprünglich hatte der Gesetzgeber eine Frist bis März 2017 für Vorschläge von offiziell beauftragten Wissenschaftlern zur Messung der Pflegequalität gesetzt. Noch werde daran gearbeitet, sagte Kiefer. Beim Pflege-TÜV werden Heime und Pflegedienste vom MDK geprüft und benotet. Die Noten gelten aber als viel zu gut und wenig aussagekräftig.

 

Die Pflege-Pläne von Union und SPD, die unter anderem ein Sofortprogramm für 8000 neue Fachkräfte versprechen, bewertete Kiefer zurückhaltend. Sie gingen in die richtige Richtung, die Maßnahmen seien aber nicht unbedingt durchweg sachgerecht. Kiefer sagte einen stabilen Pflegebeitragssatz bis 2020 oder 2021 voraus, allerdings baue die Pflegeversicherung derzeit ihre Überschüsse ab. Für mögliche Mehrkosten durch die GroKo-Pläne brauche es Steuermittel.

 

01.02.2018 l dpa

Foto: Fotolia/Tyler Olson

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