Leukämie: Zulassungsempfehlung für Zytostatikum |
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur hat die Zulassung des Zytostatikums Gemtuzumab Ozogamicin (Mylotarg®, Pfizer) zur Behandlung von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) empfohlen. Es könnte zukünftig in Kombination mit Daunorubicin und Cytarabin bei AML-Patienten ab 15 Jahren mit neu diagnostizierter Erkrankung eingesetzt werden, deren Tumor das Oberflächenprotein CD33 exprimiert (CD33-positive AML). Ausgenommen ist eine akute Promyelozyten-Leukämie. In den USA ist Mylotarg seit September 2017 zugelassen.
Gemtuzumab Ozogamicin ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, in dem der gegen den B-Zell-Rezeptor CD33 gerichtete monoklonale Antikörper Gemtuzumab kovalent an Ozogamicin gebunden ist. Ozogamicin ist ein Derivat der hochgradig zelltoxischen Substanz Calicheamicin. CD33 wird bei mehr als 90 Prozent der AML-Patienten auf der Oberfläche von Myeloblasten exprimiert. Bindet Mylotarg an das CD33-Antigen auf der Zelloberfläche, wird es in die Zelle aufgenommen und Ozogamicin freigesetzt, was den Zelltod verursacht.
Für Pfizer ist das bei der EMA der zweite Anlauf. Die Behörde hatte im Jahr 2008 einen Zulassungsantrag aufgrund des negativen Nutzen-Risiko-Verhältnisses abgelehnt. Auch in den USA war die Zulassung von Rückschlägen begleitet. Dort hatte Pfizer bereits im Jahr 2000 eine Zulassung zur Behandlung älterer AML-Patienten mit einem Rezidiv erhalten, für die eine intensivierte Therapie nicht angezeigt war. Zehn Jahre später hatte der Hersteller auf Anraten der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA das Medikament vom Markt genommen, da weitere Studien ergeben hatten, dass die Patienten unter Gemtuzumab Ozogamicin plus herkömmlicher Chemotherapie keinen Nutzen gegenüber der Standardtherapie hatten. Zudem traten als Nebenwirkungen vermehrt Lebererkrankungen und mehr Todesfälle auf. (kg)
23.02.2018 l PZ
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