Groko: Mehr Nachwuchs in den Heilberufen |
Union und SPD teilen die Nachwuchssorgen der Heilberufler offenbar. Das zumindest geht aus dem jüngsten Entwurf des Koalitionsvertrags hervor. Für motivierten Nachwuchs in den Gesundheitsberufen müsse man «attraktive Ausbildungsmöglichkeiten schaffen», heißt es darin. Die Rede ist unter anderem von einer Landarztquote im Medizinstudium und insgesamt mehr Studienplätzen.
Auch in die Ausbildung der sogenannten Gesundheitsfachberufe wollen die Parteien investieren, wenn es zu einer Neuauflage der Großen Koalition kommt. Für diese Berufsgruppen soll das Schuldgeld grundsätzlich abgeschafft werden, «so wie es in den Pflegeberufen bereits beschlossen wurde». Profitieren dürften davon auch pharmazeutisch-technische Assistenten, die für ihre Ausbildung heute oftmals in Teilen selbst zahlen müssten.
Großen Reformbedarf sehen Union und SPD darüber hinaus im Kliniksektor. So wollen sie unter anderem die Finanzierung auf neue Füße stellen. Die sogenannten Fallpauschalen, die für Eingriffe und Behandlungen bezahlt werden, sollen künftig nicht mehr die Pflegepersonalkosten abdecken. Stattdessen sollen Krankenhäuser neben den Pauschalen künftig eine gesonderte Vergütung für diese Ausgaben erhalten. Auf weitere vier Jahre legen die Parteien zudem den Krankenhausstrukturfonds aus. Dieser war 2015 aufgesetzt worden, um die Umbrüche im Kliniksektor zu begleiten und die Qualität der stationären Versorgung zu fördern. Künftig soll jährlich 1 Milliarde Euro in den Fonds fließen, die Hälfte davon tragen die Bundesländer, der Rest wird aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds gedeckt.
In der Notfallversorgung sollen Kliniken und niedergelassene Ärzte künftig enger zusammenarbeiten. Geplant ist demnach der gezielte Aufbau von sogenannten Notfallleitstellen und integrierten Nofallzentren, für die Landeskrankhausgesellschaften und Kassenärztliche Vereinigungen gemeinsam in finanzieller Verantwortung stehen sollen.
Im Bereich Arzneimittel bleibt die Fälschungssicherheit ein wichtiges Thema der Großen Koalition. In diesem Punkt äußern sich die Parteien allerdings recht vage. So heißt es lediglich sehr allgemein: „Wir wollen die Arzneimittelsicherheit durch weitere Maßnahmen von der Produktion über den Transport bis zum Endverbraucher gewährleisten.“
Eine große Herausforderung bleibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Für diese Legislaturperiode versprechen Union und SPD im Entwurf für den Koalitionsvertrag «eine elektronische Patientenakte für alle Versicherten».
Darüber hinaus könnte das Fernbehandlungsverbot kippen. In Deutschland gilt bislang, dass ein Arzt den Patienten stets persönlich untersuchen muss. Erst danach dürfen unter bestimmten Voraussetzungen auch telemedizinische Verfahren zum Einsatz kommen. Im Vertragsentwurf heißt es nun: «Die einschränkenden Regelungen zur Fernbehandlung werden wir auf den Prüfstand stellen.» (sch)
07.02.2018 l PZ
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