Erektionsstörungen: Am Medikament liegt's nicht |

Männer mit kardiovaskulären Erkrankungen leiden häufiger unter Erektionsstörungen als ihre gesunden Altersgenossen. Liegt das an der Grunderkrankung oder an den Arzneimitteln, die sie dagegen einnehmen? Immerhin stehen einige Arzneimittel wie Bluthochdruckmedikamente unter Generalverdacht, die Manneskraft zu drosseln. Zumindest für die Kombination aus dem AT1-Blocker Candesartan und dem Diuretikum Hydrochlorothiazid (HCT) sowie dem Cholesterinsenker Rosuvastatin kann jetzt bezüglich der Potenz Entwarnung gegeben werden, so kanadische Forscher.
Wissenschaftler der McMaster-Universität in Hamilton, Ontario, werteten Daten aus der bereits 2016 veröffentlichten HOPE-3-Studie aus, in der die Wirkung von Candesartan/HCT gegenüber Rosuvastatin und Placebo sowie die Kombi aus Antihypertensiva plus Statin auf ihre Reduktion kardiovaskulärer Risiken getestet wurde. Mehr als 2000 der männlichen Probanden hatten außerdem zu Studienbeginn und im weiteren Verlauf einen Fragebogen zur erektilen Dysfunktion ausgefüllt. Dabei zeigte sich: Weder die Einnahme des Blutdruckmittels noch die des Statins noch die der Kombination aller drei Wirkstoffe wirkten sich im Vergleich zu Placebo negativ auf die sexuellen Aktivitäten der Studienteilnehmer aus, schreiben die Forscher im «Canadian Journal of Cardiology».
«Männer, die während einer solchen Arzneimitteltherapie eine erektile Dysfunktion entwickeln, ordnen dies häufig ihrer Medikation zu», erklärt Hauptautor Dr. Philip Joseph in einer Pressemitteilung des Journals. «Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass diese zwei Medikamente sich nicht negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken.» Diesbezüglich besorgte Patienten könnten also beruhigt sein, was die Adhärenz steigern dürfte. Schließlich senken die Medikamente auch zuverlässig das kardiovaskuläre Risiko, so das ursprüngliche Untersuchungsergebnis der HOPE-3-Studie.
In einem begleitenden Editorial geht der Kardiologie-Professor G.B. John Mancini von der Universität British Columbia davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf andere Sartane, Thiazide und Statine übertragen lassen. Zudem dürften Ärzte nicht vergessen, die Patienten gegebenenfalls zu einer Einnahme von Phosphodiesterase-5-Hemmern zu beraten und insbesondere auf Gegenanzeigen wie eine Nitrat-Einnahme hinzuweisen. Den Forschern zufolge leiden etwa 40 Prozent der Männer älter als 50 Jahre unter Erektionsstörungen. (dh)
DOI: 10.1016/j.cjca.2017.09.026
05.02.2018 l PZ
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