Deutschland: Mediziner erwartet Zunahme von Tropenkrankheiten |
Die Zahl der Tropenkrankheiten in Deutschland wird in den kommenden Jahren zunehmen. Davon ist der Rostocker Medizinprofessor Emil Reisinger überzeugt. Selbst die Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern könnten davon betroffen sein, sagte der Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektiologie der Unimedizin Rostock.
Verantwortlich für die Zunahme sei der verstärkte Tourismus in Tropenländer, aber auch der Klimawandel. Durch die Erhöhung der Temperatur breite sich beispielsweise die Asiatische Tigermücke aus, einer Überträgerin von Zika-, Chikungunya- und Dengue-Viren. Die Zahl von Reisen in die Tropen nimmt seit Jahren zu.
2016 gab es laut Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland 956 Dengue-Fälle, nach 722 im Jahr davor. 2016 wurden 222 Zika-Fälle gemeldet, die Patienten hatten laut RKI die Erkrankungen aus Süd- oder Mittelamerika mitgebracht. Auch die Zahl der Chikungunya-Fälle lag in den letzten drei Jahren deutlich über dem langjährigen Mittel. Die Verbreitung der Mücke werde durch den Transport in alten Reifen beschleunigt, die per Lastwagen und Schiff quer durch die Welt transportiert werden, erklärte Reisinger. Die Pfützen darin seien ideale Brutstätten für die Larven. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde die Mücke an der A5 zwischen Basel und Karlsruhe gefunden.
«Es ist zu früh, sich Sorgen zu machen», sagte Reisinger. «Das Risiko, sich in Europa Zika-, Dengue- und Chikungunya-Viren einzuhandeln, ist sehr klein.» Doch werden sich die Mücken aus dem Süden Europas kommend weiter ausbreiten. Umso wichtiger sei es, jetzt die passenden Impfstoffe zu entwickeln.» Weltweit seien Forscherteams an der Arbeit – auch sein Team an der Universitätsmedizin Rostock. Der Verlauf dieser Krankheiten sei für gesunde Erwachsene meist leicht, könne aber mit starken Muskel- und Gelenkschmerzen, hohem Fieber und anderen Komplikationen einhergehen. Selten komme es zu schweren Verläufen. Allerdings könne das Zika-Virus bei Ungeborenen zu schweren Erkrankungen führen, sagte der Mediziner.
Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme gegen die Asiatische Mücke ist Reisingers Ansicht nach das Tragen von körperbedeckender Bekleidung. Die Tigermücke (Foto) ist die Überträgerin von Zika-, Chikungunya- und Dengue-Viren. Dazu komme der Schutz von nackter Haut an Gesicht und Händen durch entsprechende Mückenschutzmittel, sogenannter Repellentien. Allerdings müsse dabei beachtet werden, dass die Tigermücke im Gegensatz zur dämmerungs- und nachtaktiven Malaria-Überträgerin, der Anopheles-Mücke, auch tagsüber aktiv ist. «Unpassende Kleidung erhöht allgemein das Risiko, sich diese und andere Krankheiten einzuhandeln», betonte Reisinger.
19.02.2018 l dpa
Foto: Fotolia/gordzam