Crystal: Sachsen braucht mehr Hilfsangebote und Polizei |
Vor allem in den grenznahen Gebieten zu Tschechien hinterlässt Crystal Spuren. Viele Konsumenten sind noch blutjung. Die Grünen in Sachsen wollen nun stärker gegen die Verbreitung der Droge vorgehen. Sie fordern mehr Polizisten und spezielle Angebote der Suchthilfe. «Die Suchthilfe darf nicht nach der durchschnittlichen Einwohnerzahl pro Stadt beziehungsweise Landkreis bemessen werden», erklärte der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Volkmar Zschocke, am Dienstag in Dresden. Eine pauschale Verteilung der Mittel so wie in der neuen Förderrichtlinie Psychiatrie und Sucht festgeschrieben sei deshalb abzulehnen. Die Stadt Dresden etwa müsse auf die hohe Zahl der Hilfesuchenden reagieren können, ohne draufzuzahlen. Die Grünen hatten zu dem Thema eine Große Anfrage im Landtag gestellt.
Der Statistik nach suchten 2016 in Sachsen 4860 Menschen wegen Crystal Hilfe bei einer Suchtberatungsstelle. Damit lag die Zahl in etwa auf dem Niveau der beiden vorangegangenen Jahre. In Dresden waren es 631 Frauen und Männer, in Leipzig lag die Zahl noch höher (750). Im grenznahen Erzgebirge meldeten sich 581 Betroffene. Crystal-Konsumenten müssen in Sachsen bis zu sechs Wochen auf einen ersten Beratungstermin warten. In den meisten Landkreisen ist das aber binnen 14 Tagen möglich.
«Wir brauchen zur Bekämpfung des grenzüberschreitenden Handels und Schmuggels von Crystal ausreichend Personal bei der Polizei», forderte Zschocke. Auch die technische Ausstattung der Polizei sei in diesem Bereich mangelhaft. In ganz Sachsen gebe es nur drei mobile Analysegeräte zur Chemikalienidentifizierung und zum schnellen Drogen-Screening. Der 10-Punkte-Plan der sächsischen Regierung zur Prävention und Bekämpfung des Crystal-Konsums sei bisher keine Erfolgsgeschichte.
Das in Sachsen konsumierte Crystal stammt meist aus Drogenlaboren in Tschechien. Wegen der Grenznähe ist es in Sachsen billiger und leichter zu haben als jede andere illegale Substanz. Crystal ist auch unter dem Namen Methamphetamin bekannt und wurde schon von Soldaten im Zweiten Weltkrieg verwendet. Schilderungen von Crystal-Abhängigen machen deutlich, dass der Konsum wie ein Horrortrip ablaufen kann. Betroffene berichten von Herzrasen, steigendem Blutdruck und zunehmender Aggressivität. Sie verspüren weder Hunger noch Durst und kaum ein Schlafbedürfnis. Nervenzellen sterben, manche Konsumenten magern extrem ab und verlieren ihre Zähne.
27.02.2018 l dpa
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