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Antidepressiva: Alle besser als Placebo

 

Die Wirksamkeit von Antidepressiva ist umstritten. Jetzt zeigt die bislang größte Metaanalyse zum Thema, dass die üblicherweise verschriebenen Stimmungsaufheller signifikant besser wirken als Placebo. Die Forscher sortieren die Wirkstoffe zudem nach ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit. In die Analyse flossen Daten aus 522 doppelblinden, randomisierten Studien aus den Jahren 1979 bis 2016 ein, darunter auch viele bislang unveröffentlichte Daten. Zum Teil wurden die einzelnen Antidepressiva gegen Placebo verglichen, zum Teil aber auch untereinander.  Insgesamt nahmen 116.477 erwachsene Patienten mit mittelschweren bis schweren Depressionen an den Studien teil. Alle 21 untersuchten Antidepressiva waren wirksamer als Placebo, so das heute in „The Lancet“ verkündete Ergebnis. Als Therapieerfolg galt, wenn die depressive Symptomatik innerhalb von acht Wochen um mindestens die Hälfte zurückging.

Zu den effektivsten Medikamenten gehören Agomelatin, Amitriptylin, Escitalopram, Mirtazapin, Paroxetin, Venlafaxin und Vortioxetin. Am höchsten lag die Odds Ratio mit 2,13 für Amitriptylin, am niedrigsten mit 1,37 für Reboxetin. Am wenigsten wirksam waren zudem Fluoxetin, Fluvoxamin und Trazodon. Doch nicht nur die Wirksamkeit, auch die Verträglichkeit muss bei der Auswahl beachtet werden. So wurde eine Therapie mit Agomelatin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Sertralin und Vortioxetin am besten vertragen. Nur unter Agomelatin und Fluoxetin lag die Abbruchrate unter Placeboniveau. Als weniger verträglich stuften die Forscher Amitriptylin, Clomipramin, Duloxetin, Fluvoxamin, Reboxetin, Trazodon und Venlafaxin ein. Doch nur Clomipramin schnitt im Punkt Verträglichkeit deutlich schlechter als Placebo ab.

Antidepressiva sind wirksame Medikamente, auch wenn man noch nicht wisse, wieso etwa ein Drittel der Patienten nicht darauf anspricht, kommentiert Hauptautor Dr. Andrea Cipriani von der Universität Oxford. Andere Therapiemöglichkeiten wie Verhaltenstherapien sollten immer mitgenutzt werden, soweit verfügbar. Die Autoren betonen zudem, dass sie nur die Wirksamkeit über acht Wochen untersucht haben und nicht die Behandlung langfristiger Depressionen.

Die Analyse repräsentiere die beste derzeit verfügbare Evidenz für die Auswahl einer pharmakologischen Behandlung Erwachsener mit akuter Depression, kommentiert Coautor Professor Dr. John Ioannidis von der Stanford-Universität. Auch ein Verzerrungspotenzial habe man berücksichtigt. Demnach hatten nur 9 Prozent der einbezogenen Studien ein hohes Bias-Risiko. 18 Prozent des Materials galt dagegen als wenig anfällig für Verzerrungen.

Die Ergebnisse lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres übertragen auf Patienten mit Komorbiditäten wie bipolaren Störungen, Psychosen oder behandlungsresistenten Depressionen, da diese Patienten ausgeschlossen waren. Ebenso fraglich ist eine Übertragung auf Kinder und Jugendliche. So kamen dieselben Autoren bei einer ähnlichen Analyse aus dem pädiatrischen Bereich im Jahr 2016 zu dem Schluss, dass nur Fluoxetin bei kindlichen Depressionen wirksam ist. Dies könnte an anderen Auslösern oder Mechanismen der Erkrankung liegen. Insgesamt herrschten noch viele Unklarheiten zu den Vorteilen und Risiken einer Antidepressiva-Therapie bei Kindern und Jugendlichen, bemerken Cipriani und Kollegen. (dh)

DOI: 10.1016/S0140-6736(17)32802-7 (aktuelle Metaanalyse)

 

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22.02.2018 l PZ

Foto: Fotolia/MG

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